Politik

Lauterbach ruft zur Impfung auf, um Long-COVID-Risiko zu senken

  • Montag, 4. Dezember 2023
Karl Lauterbach (SPD), Bundesgesundheitsminister, spricht bei einem Runden Tisch für eine bessere Versorgung und bessere Hilfsangebote für Menschen mit langwierigen Beeinträchtigungen nach Coronainfektionen./picture alliance, Christophe Gateau
Karl Lauterbach (SPD), Bundesgesundheitsminister, spricht bei einem Runden Tisch für eine bessere Versorgung und bessere Hilfsangebote für Menschen mit langwierigen Beeinträchtigungen nach Coronainfektionen./picture alliance, Christophe Gateau

Berlin – Die Impfung könne das Risiko für Long COVID halbieren. Das berichtete heute Bundesgesund­heitsminister Karl Lauterbach (SPD) bei einer Pressekonferenz im Anschluss an den zweiten Runden Tisch, bei dem er sich mit 30 Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft und Gesundheitswesen beraten hatte.

Während etwa drei Prozent der Geimpften mit langwierigen Beeinträchtigungen nach Coronainfektionen kämpfen würden, seien es ohne Impfung etwa sechs Prozent, so Lauterbach. Bei den Kindern gehe man von einem Prozent aus – die Zahl von 140.000 Kindern mit anhaltenden Symptomen nach einer SARS-CoV2-Infektion stand im Raum. Dabei sei das Risiko ungleich verteilt, Risikogruppen etwa mit Asthma oder Übergewicht lägen über diesen geschätzten Durchschnittswerten.

„Wir wissen, dass die Impfung das Long-COVID-Risiko senkt“, sagte Lauterbach. Über die Tatsache, dass bisher dennoch nur drei Millionen mit dem neuen, angepassten Impfstoff geimpft wurden, zeigte sich der Bundesgesundheitsminister enttäuscht. „Jetzt ist der optimale Zeitpunkt für Risikogruppen, sich erneut impfen zu lassen, um die volle Wirkung zu Weihnachten zu erzielen“, sagte Lauterbach mit Blick auf Ältere ab 60 Jahren und chronisch Kranke (siehe Kasten).

Long COVID teile sich in viele Untergruppen auf, erklärte Lauterbach. Dabei könnten etwa kognitive Einschränkungen auftreten oder das kardiovaskuläre System betroffen sein. „In ganz Europa beobachten wir derzeit ein erhöhtes Neuauftreten kardiovaskulärer Erkrankungen in der mittleren Altersgruppe von 25 bis 50 Jahren.“ Lauterbach ist sich sicher, dass die Gefahr von Long COVID unterschätzt wird.

Haushaltsmittel von 150 Millionen nicht sicher

Die Ampel-Koalition hatte kürzlich signalisiert, dass Fördermittel für die Versorgungsforschung zu Long COVID im Haushalt 2024 auf rund 150 Millionen Euro aufgestockt werden sollen. 50 Millionen davon sollten für die Forschung bei Kinder mit Long COVID eingesetzt werden. Solange der Haushalt jedoch noch nicht beschlossen sei, wären diese finanziellen Mittel nicht sicher, sagte Lauterbach.

Auch Carmen Scheibenbogen, Leiterin der Immundefekt-Ambulanz an der Berliner Charité, betonte, dass viele Menschen mit Post Covid derzeit nicht gut versorgt seien und nur eine symptomatische Therapie erhalten könnten. Nötig seien ein „Netzwerk von Spezialambulanzen“ und auch Rehakliniken.

Zwar seien Post-COVID-Ambulanzen entstanden, die Wartezeiten lägen aber oftmals bei einem halben Jahr. Eine Kommission beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erarbeitet zudem gerade eine Liste mit Medikamenten, die für Long-COVID-Patienten auch außerhalb der Zulassung verordnet und bezahlt werden können.

Fast 2.000 Neuinfektionen pro Woche

Die aktuelle Sieben-Tage-Inzidenz für COVID-19 schätzt das Robert-Koch Institut (RKI) auf 1.700 plus/minus 300 pro 100.000 Einwohner, berichtete Lars Schaade, Leiter des RKIs. Die Zahl basiert auf einer Hochrechnung der Fallzahlen im Krankenhaus. Fünf Prozent der Intensivbetten seien derzeit mit COVID-Patienten belegt. „Diese Zahl scheint sich aktuell zu stabilsieren, wir sehen keinen Anstieg“, so Schaade. Während der Pandemie hatte diese Auslastung einen Maximalwert von 21 Prozent erreicht.

Das britische National Institute for Health and Care Excellence (NICE) definiert „Long-COVID“ als gesundheitliche Beschwerden, die jenseits der akuten Krankheitsphase einer SARS-CoV-2-Infektion von 4 Wochen fortbestehen oder auch neu auftreten. Als „Post-COVID-Syndrom“ werden Beschwerden bezeichnet, die noch mehr als zwölf Wochen nach Beginn der SARS-CoV-2-Infektion vorhanden sind.

dpa/afp/gie

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