Ausland

Insulin für viele Menschen mit Diabetes immer noch unerreichbar

  • Montag, 15. November 2021
/Sherry Young, stock.adobe.com
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Genf – 100 Jahre nach der Entdeckung des Insulins ist es für viele Menschen mit Diabetes immer noch unerreichbar. Das zeigt ein neuer Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO.

„Für mehr als 60 Millionen Menschen, die mit Typ-2-Diabetes leben, ist Insulin unerlässlich, um das Risi­ko von Nieren­versagen, Erblindung und Amputation von Gliedmaßen zu verringern. Doch jeder zweite Mensch, der wegen Typ-2-Diabetes Insulin benötigt, erhält es nicht“, kritisiert die WHO.

„Die Wissenschaftler, die vor 100 Jahren das Insulin entdeckten, weigerten sich, von ihrer Entdeckung zu profitieren und verkauften das Patent für nur einen Dollar. Leider ist diese Geste der Solidarität von einem Milliardengeschäft überholt worden, das große Zugangslücken geschaffen hat“, sagte der WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Die Hauptgründe für die Lücken im weltweiten Zugang zu Insulin sind laut dem Bericht: Eine weltweite Marktverschiebung von Humaninsulin, das zu relativ geringen Kosten hergestellt werden könne, zu teu­reren Analoga, die für ärmere Länder nicht zu finanzieren seien.

Zudem kontrollierten drei multinationale Unternehmen mehr als 90 Prozent des Insulinmarktes, so dass für kleinere Unternehmen nur wenig Raum für den Wettbewerb um den Insulinabsatz bleibe. Die Autoren des Berichtes kritisieren aber auch eine „suboptimale Regulierung und Politik“ bei der Vertei­lung von In­sulin und unzureichende Kapazitäten und Infrastrukturen des Gesundheitssystems in vielen Ländern.

Zudem sei die Forschung auf wohlhabende Märkte ausgerichtet und vernachlässige die Bedürfnisse der öffentlichen Gesundheit in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, auf die 80 Prozent der Diabeteslast entfallen, so die Autoren.

Der Bericht schlägt mehrere Maßnahmen vor, um den Zugang zu Insulinen und verwandten Produkten zu verbessern, darunter eine Steigerung der Produktion und des Angebots von Humaninsulin, eine Regulie­rung von Preisen und mehr Transparenz bei der Preisfestsetzung und die Förderung lokaler Produktions­kapazitäten in unterversorgten Regionen.

Wichtig sei zudem, dass ein verbesserter Zugang zu Insulin mit einer schnellen Diagnose und dem Zu­gang zu erschwinglichen Geräten für die Blutzuckerüberwachung und die Insulininjektion einhergehe, betonen die Autoren.

hil

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