Vermischtes

Interessen und Rechte älterer Menschen bei Künstlicher Intelligenz bedenken

  • Dienstag, 18. Juni 2024
/Parradee, stock.adobe.com
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Bonn – Diagnostik, Pflegeroboter, Telemedizin: Künstliche Intelligenz steckt heutzutage in vielen Entwicklungen. Vor einer Vernachlässigung älterer Menschen dabei hat nun die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) gewarnt. Sie legte heute eine Stellungnahme zum Thema mit mehreren Forderungen vor.

„Die BAGSO ruft dazu auf, die Einbeziehung älterer Menschen in die Entwicklung und Anwendung von KI-Systemen zu verstärken, um eine umfassende Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse sicherzustellen, ihre Grundrechte zu wahren und ihre Teilhabe an der digitalen Gesellschaft zu fördern“, heißt es darin.

Unter anderem werden in dem Papier ein transparenter KI-Einsatz, Datenschutz, Vermeidung von Altersdiskriminierung und der Abbau sozialer Ungleichheit gefordert. Zu den Vorschlägen zählt eine Kennzeichnungspflicht, für Informationen, Berichte, Fotos und Filme, die mittels KI erstellt wurden, etwa in Form eines Wasserzeichens oder Siegels.

Auch müsse die Medienkompetenz älterer Menschen gefördert werden, zum Beispiel durch den verstärkten Ausbau von Bildungsangeboten, schreibt die Bundesarbeitsgemeinschaft. Aber auch Fachpersonal, beispielsweise in der Seniorenarbeit und in medizinisch-pflegerischen Berufen, sei gefordert, sich zu dem Thema aus-, fort- und weiterzubilden.

Interessen und Grundrechte älterer Menschen müssten aus Sicht der BAGSO schon bei der Entwicklung von KI-Systemen berücksichtigt werden. Bisher gebe es eine Lücke an Daten über diese Gruppe, ihre Lebenslagen, Interessen und ihr KI-Nutzungsverhalten.

Entscheidungssysteme auf Gefahr der Altersdiskriminierung überprüfen

Zu einer Diskriminierung aufgrund des Alters durch Algorithmen dürfe es nicht kommen, etwa in der Versicherungsbranche. „KI-gesteuerte Entscheidungssysteme müssen auch dahingehend überprüft werden, inwieweit sie (alters-)diskriminierend sind, indem sie (Alters-)Stereotype reproduzieren“, schreibt die BAGSO.

Bei KI spielten die zum Training eingespeisten Daten eine entscheidende Rolle. „Die Daten werden von Menschen ausgewählt und aufbereitet. Sie bilden in der Regel bestehende gesellschaftliche Strukturen, Zustände und Praktiken ab.“ Das berge die Gefahr, dass nicht bedache Aspekte vernachlässigt und Gruppen diskriminiert würden.

Beim Einsatz von KI/Robotik in der Pflege gelte es zu verhindern, dass soziale Isolation verschärft und Menschen schlimmstenfalls zu Überwachungsobjekten degradiert würden.

Generell weist die BAGSO auch darauf hin, dass Produkte und Dienstleistungen Seniorinnen und Senioren bei der selbstständigen Lebensführung unterstützen oder der Patientensicherheit dienen könnten. Genannt werden etwa sprachgesteuerte Anwendungen, sensorgestützte Anlagen für den Wohnbereich (Smart Home) und Mäh- und Reinigungsroboter, aber etwa auch Telemedizin und KI-unterstützte Diagnostik.

Lebensqualität verbessern statt Menschen ausschließen

Allerdings müsse stets überprüft werden, inwieweit KI-Systeme der Verbesserung der Lebensqualität dienen und ob ältere Menschen nicht durch die Technologien ausgeschlossen werden, heißt es weiter in der Stellungnahme. Viele Menschen aus dieser Bevölkerungsgruppe könnten sich keinen Internetanschluss und die nötige Technik leisten oder sie wüssten nicht, wie diese genutzt werde.

„Deshalb muss es für Menschen mit geringem Einkommen im Rahmen des SGB XII und weiterer sozialrechtlicher Hilfen eine grundlegende Förderung für eine digitale Ausstattung geben“, heißt es in der Stellungnahme. Auch müsse geprüft werden, ob einzelne technische Geräte, die KI-Systeme nutzen, als Hilfsmittel anerkannt werden können, um eine direkte Abrechnung über Kranken- und Pflegekassen zu ermöglichen.

ggr

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