Ärzteschaft

Interessenkonflikte: Ärger um CME-Zertifizierung

  • Mittwoch, 8. August 2018
/smolaw11, stockadobecom
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Berlin – In Baden-Württemberg gibt es Ärger um die CME-Zertifizierung für eine Fortbildungsveranstaltung. Wie die Ärzteinitiative „MEZIS – Mein Essen zahl‘ ich selbst“ mitteilte, habe die Landesärztekammer Baden-Württemberg dem, Fortbildungsanbieter Omniamed die CME-Zertifizierung für eine Veranstaltung verweigert.

Die Landesärztekammer Baden-Württemberg teilte auf Nachfrage des Deutschen Ärzteblattes (DÄ) mit, man könne generell keine Auskunft zu laufenden Verfahren geben. Grundsätzlich würden alle eingereichten Fortbildungen darauf geprüft, ob dafür das Fortbildungszertifikat der Ländesärztekammer Baden-Württemberg vergeben werden könne. Dabei könne es durchaus vorkommen, dass eine CME-Zertifzierung nicht erlaubt werde. Dies gelte aber nicht nur für Omniamed, sondern auch für alle anderen Anbieter, sagte ein Sprecher der Landesärztekammer.

Widerspruch eingelegt

Omniamed erklärte auf DÄ-Anfrage, die Landesärzte­kammer Baden-Württemberg habe für die Veranstaltung OmniaMed-UpdateNeo in Stuttgart aufgrund des industriellen Sponsorings Anlass zu einer Beanstandung gesehen. Man habe gegen diese Entscheidung Widerspruch eingelegt. Das Verwaltungsverfahren zur Anerkennung der Fortbildung sei „derzeit also noch nicht abgeschlossen“. „Die Entscheidung der Ärztekammer befindet sich vielmehr aktuell in der rechtlichen Überprüfung durch die Kammer selbst“, erklärte das Unternehmen.

Es verwies darauf, dass alle Fortbildungen eine strenge hausinterne Qualitätskontrolle durchlaufen und bei den Landesärztekammern zur Anerkennung für das dortige Fortbildungszertifikat eingereicht werden. Dadurch würden sie „auch einer kritischen Fremdkontrolle zugeführt“. Im Übrigen verlaufe das berufsrechtlich vorgesehene Aner-kennungsverfahren vollkommen unabhängig von jedweden externen Impulsen.

„Solche Verfahren werden in Deutschland täglich hundertfach durchgeführt und gelegentlich kann es dabei auch zu Beanstandungen kommen, etwa weil die Ärztekammer der Ansicht ist, dass sich ein industrielles Engagement (Sponsoring) negativ auf die Ausgewogenheit und Neutralität der Inhalte der Veranstaltung auswirken könnte“, betonte Omniamed.

Das Unternehmen erläuterte zudem, es bestehe weitestgehend Einigkeit, dass ein wissenschaftlicher Austausch zwischen industrieller Forschung und Versorgungsrealität von essentieller Bedeutung für ein hohes Versorgungsniveau in Deutschland sei. Bei der heutigen Medizin handele es sich im Kern um High-Tech-Medizin, bei den in der Versorgung zum Einsatz kommenden Produkten (Arzneimitteln und Medizinprodukten) um erklärungsbedürftige Güter.

„Pharmazeutische und medizintechnische Unternehmen sind die Experten für die von ihnen hergestellten Produkte. Das ist in der Medizin nicht anders als in anderen Branchen. Deshalb ist es wichtig, dieses Wissen mit der Versorgungsrealität zusammen zu bringen, um das Niveau der medizinischen Versorgung so auf dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik zu halten“, schreibt Omniamed.

Mezis teilte unterdessen mit, man habe sich die Interessenkonflikte bei Omniamed detaillierter angesehen. Die Ergebnisse bezeichnete der Verein als „erschreckend“. Mehr als 90 Prozent der Referenten, die bei gesponserten Veranstaltungen Vorträge hielten, hatten zuvor Gelder von den sponsernden Pharmafirmen erhalten, schreibt die Initiative. Die Sponsoringsummen für eine Tagesveranstaltung seien mit bis zu 200.000 Euro exorbitant hoch.

may

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