Antibiotikaresistenzen: Schwellenländer sind ein Problem

Berlin – Der Staatsminister im Bundeskanzleramt, Helge Braun, hat die internationale Zusammenarbeit beim Kampf gegen multiresistente Keime beschworen. „Es ist wichtig, dass wir in den G7-Staaten die internationale Forschungsaktivität so abstimmen, dass die besten Forscher in den besten Wissenschaftsnationen gezielt und komplementär nach neuen Antibiotika forschen – damit wir nicht Jahrzehnte auf Ergebnisse warten müssen“, sagte Braun vorgestern auf dem „Gesprächskreis Gesundheit“ des Bundesverbandes Medizintechnologie (BVMed).
Ein Problem bei der internationalen Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen stellten jedoch manche Schwellenländer dar. In Vietnam zum Beispiel gebe es keine ausreichende Anzahl von Hausärzten, die so ausgebildet seien, dass sie Antibiotika ordnungsgemäß verordnen könnten. Das Land wolle seinen Bürgern jedoch Antibiotika nicht vorenthalten. Daher sei Penicillin in Vietnam frei verkäuflich. In Brasilien sei das teilweise auch noch so. „Dieses Problem wollen wir auf dem G20-Gipfel besprechen“, sagte der approbierte Mediziner Braun. Eine konsequente allgemeine Verschreibungspflicht sei jedoch nicht durchzusetzen. Die Aufgabe sei eher, für das Problem zu sensibilisieren.
Anteil der MRSA-Infektionen von 20 auf 12,8 Prozent zurückgegangen
In Deutschland hätten die Maßnahmen der Bundesregierung gegriffen, fuhr Braun fort. Als Beispiele nannte er das Hygieneförderprogramm oder die Vorgabe, die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts zur Krankenhaushygiene verbindlich zu machen. „Zwischen 1999 und 2004 ist der Anteil der MRSA-Infektionen an der Gesamtzahl aller Infektionen im Krankenhaus auf 20 Prozent gestiegen, dann bis 2011 konstant geblieben und bis 2013 wieder auf 12,8 Prozent zurückgegangen“, erklärte Braun. Ziel der Regierung sei es, diese Zahl weiter zu reduzieren.
Derzeit gebe es zwischen 400.000 und 600.000 Infektionen mit Krankenhauskeimen im Jahr, sagte Braun. Ursachen dafür seien zum Beispiel, dass immer mehr ältere Patienten mit schlechter Immunlage operiert und dadurch zu Risikopatienten würden. Zum anderen spiele auch der Arbeitsdruck eine Rolle, unter dem Pflegekräfte stehen. „Es gibt stapelweise Studien, die zeigen: Je mehr man Pflegekräfte unter zeitlichen Stress setzt, desto mehr leiden die Anwendungen der Hygienevorschriften“, so Braun.
Keine flächendeckenden Screenings
Einem flächendeckenden Screening im Krankenhaus erteilte Braun eine Absage: „Das ist zu teuer.“ Er setzte jedoch Hoffnungen auf die Einführung von Schnelltests, mit denen in der Arztpraxis die Art des Erregers festgestellt werden kann: „Je mehr wir so etwas bekommen, desto mehr wird es uns helfen, Antibiotika gezielter einsetzen zu können.“
Um Ärzte dazu zu bewegen, weniger Antibiotika zu verordnen, nannte Braun abschließend ein Beispiel aus Großbritannien: „Dort wurden die Ärzte angeschrieben, die zu den fünf Prozent der Ärzte gehörten, die am meisten Antibiotika verschrieben haben. Diese Ärzte haben in Zukunft weniger Antibiotika verordnet. Das ist eine effektive Methode.“
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: