Ärzteschaft

KBV will überflüssige Kliniken für ambulante Versorgung nutzen

  • Freitag, 2. Juni 2017

Berlin – Nicht mehr benötigte Krankenhäuser sollten nach Ansicht des stellvertreten­den Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in ambulante medizinische Zentren umgewandelt werden. Damit würde die komplette Schließung von zumeist kleinen Kliniken verhindert und der Standort für die medizinische Versorgung der Bevölkerung erhalten bleiben, sagte Stephan Hofmeister im Video-Interview mit KV-on.

Der Politik falle es ungeheuer schwer, selbst die kleinsten Krankenhäuser zu schließen, die weder gebraucht würden noch einen echten Mehrwert für die Bevölkerung darstell­ten, so Hofmeister. „Um diesen Schritt etwas leichter zu machen, könnte man sich über­legen, ob man an den Standorten solcher Krankenhäuser auch unter Nutzung der vorhandenen Infrastruktur ambulante Zentren einrichtet“, erklärte er.

Sprechstunde und kleine Belegabteilung

In diesen Zentren könnte neben der hausärztlichen Versorgung tageweise eine fach­ärztliche Sprechstunde angeboten werden. Ergänzend sei eine kleinere Belegabteilung möglich, wo Patienten im Bedarfsfall betreut übernachten könnten, ohne dass eine intensive medizinische Versorgung vorgehalten werden müsse, schlug der KBV-Vize vor.

Hofmeister sieht darin auch eine Möglichkeit, Patienten in dünn besiedelten Gebieten weiterhin gut zu versorgen. Denn mit dem Wegzug von immer mehr Menschen aus ländlichen Regionen in Städte würden die Wege zum Arzt unweigerlich größer. Das medizinische Angebot müsse deshalb viel stärker zentriert werden. Von dem Vorschlag, Ärzte über das Land fahren zu lassen, hält Hofmeister dagegen nichts: „Während der Arzt im Auto sitzt, geht seine Arbeitszeit für Patienten verloren.“

Rechtlich kaum Fragen offen

Der stellvertretende KBV-Chef hofft auf Unterstützung durch die Politik bei der Um­wand­lung nicht mehr benötigter Krankenhäuser in ambulante Zentren. Rechtlich sei nicht sehr viel zu tun, es sei eher eine politische Frage, sagte er. Auch müsse dafür gesorgt werden, dass das Geld aus der ehemals stationären Versorgung in die ambu­lante Versorgung fließe. Das sei in der Vergangenheit häufig nicht der Fall gewesen.

Untermauert werden die KBV-Vorschläge durch ein Gutachten, das das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) vorgestern vorgestellt hat. Darin werden Wege zu einer effektiven und effizienten Zusammenarbeit zwischen ambulanter und statio­närer Versorgung in Deutschland aufgezeigt.

Für einen gemeinsamen Ansatz beider Sektoren sehen die Wissenschaftler großen Bedarf – nicht zuletzt wegen der Problematik vieler kleiner Krankenhäuser, die vor allem in ländlichen Regionen vor finanziellen Herausforderungen stehen und in Ballungsräumen ihre Belegung mit Aufnahmen über ihre Notfallambulanzen sichern.

Um auch in Zukunft eine adäquate flächendeckende Versorgung sicherstellen zu können, bedarf es nach Auffassung der Autoren neuer Lösungen, beispielsweise der Gründung sogenannter Praxiskliniken, oder auch der erneuten Förderung und Etablie­rung belegärztlicher Einrichtungen.

hil/sb

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