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Klimaschutz: Mehr Druck auf die Politik machen

  • Mittwoch, 24. April 2024
/narawit, stock.adobe.com
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Berlin – Der Arzt und Bundestagsabgeordnete Johannes Wagner (Grüne) hat sich dafür ausgesprochen, den Menschen in Deutschland ehrlicher zu sagen, dass sich die Strukturen verändern müssen, um die Klima­ka­tastrophe noch eindämmen zu können.

Derzeit versuche die Politik eher, Klimaschutz in Deutschland umzusetzen, ohne dass die Menschen im Land etwas davon bemerkten, sagte Wagner gestern auf dem Kongress WeAct Con in Berlin. Die Politik versuche, die Menschen den Klimaschutz nicht spüren zu lassen.

„Müssen wir stattdessen nicht lieber sagen: Wir haben in Deutschland eine Situation, in der wir drei Erden verbrauchen?“, fragte Wagner. „Müssen wir stattdessen nicht lieber sagen: Wir müssen uns jetzt verändern!“

Wagner betonte, dass die Politik viele Möglichkeiten habe, die Treibhausgasemissionen Deutschlands zu re­duzieren. „Wir brauchen eine andere Ernährungsform“, sagte er. „Wir könnten dafür zum Beispiel die klima­freundlichere Hafermilch geringer besteuern als Kuhmilch. Und wir brauchen die Verkehrswende: Wir bräuch­ten weniger Autos in den Städten.“

Für radikale Veränderungen benötige die Politik allerdings immer auch Druck von der Straße. Denn radikale Veränderungen kämen nie aus den Parlamenten allein. „Das System Politik funktioniert so, dass es sich eher an dem Bekannten orientiert“, sagte Wagner und rief auch die Mitarbeitenden des Gesundheitswesens, die sich für den Klimaschutz einsetzen wollten, dazu auf, mehr Druck auf die Politik zu machen.

„Nachhaltigkeit hat mit vielen radikalen Änderungen zu tun“, betonte auch Nadja Moser, Medizinstudentin und Mitglied des Vorstands der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (Klug). „Wir müssen jetzt Struktu­ren neu und langfristig denken.“ Deutschland müsse die Ernährungs- und die Verkehrswende jetzt angehen. Und Deutschland müsse neue Strukturen im Bereich der Prävention schaffen.

Moser berichtete aus einem Workshop des Kongresses, in dem sich junge Menschen darüber ausgetauscht haben, in was für einem Gesundheitssystem sie im Jahr 2035 arbeiten möchten. „Wir wünschen uns, dass nach dem Motto ‚Health in all Policies‘ das Thema Gesundheit in allen Politikbereichen mitgedacht wird“, sagte Moser.

„Wir wünschen uns, dass die Planetary Health Diet zur Norm in den Krankenhäusern geworden ist. Wir wün­schen uns mehr Klimabildung für das Gesundheitspersonal. Wir wünschen uns, dass ein Schulfach Gesundheit etabliert wurde, in dem schon die Kinder erfahren, wie sie sich verhalten müssen, um gesund zu bleiben. Wir wünschen uns, dass die Verkehrswende vollzogen wurde. Und wir wünschen uns, dass in der Pharmaindustrie mehr Transparenz im Hinblick auf die Nachhaltigkeit umgesetzt wurde. In einer solchen Welt möchten wir gerne arbeiten.“

Zudem forderte Moser, das Thema Nachhaltigkeit besser in der Ausbildung zu verankern. „Heute gibt es viele fakultative Angebote für Medizinstudierende, die sich für Klimaschutz interessieren: wie sie Patientinnen und Patienten nachhaltig behandeln können, zum Beispiel“, sagte sie. Im Curriculum sei das Thema aber bislang nicht enthalten. Derzeit wird die Approbationsordnung überarbeitet. „Wir wünschen uns, dass das Thema Planetary Health dabei als Querschnittsthema aufgenommen wird“, betonte Moser.

Tina Rudolph (SPD), Ärztin und Bundestagsabgeordnete, erklärte, dass die derzeit von Bund und Ländern verhandelte Krankenhausreform auch Nachhaltigkeitsaspekte beinhalte. „Mit der Reform wollen wir unter anderem die Ambulantisierung im Gesundheitswesen vorantreiben und Krankenhausbetten, die nicht benötigt werden, abbauen“, sagte Rudolph. „Jedes Krankenhausbett, das auf diese Weise eingespart wird, reduziert den Treibhausgasausstoß des Gesundheitswesens und hat dadurch einen positiven Effekt auf den Klimaschutz.“

Wagner ergänzte, dass es zudem der Anspruch der Politik sei, Nachhaltigkeitskriterien im Transformations­fonds zu hinterlegen. Im Transformationsfonds soll das Geld gesammelt werden, mit dem der geplante Umbau der Krankenhausstruktur in Deutschland finanziert wird. „Der Fonds muss Nachhaltigkeitsaspekte beinhalten: bei Neubaumaßnahmen, beim Umbau von Krankenhäusern und bei Renovierungen“, betonte Wagener. „Das ist Konsens.“

fos

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