Kliniken drängen auf neue Regeln für Personaluntergrenzen

Berlin – Die derzeitigen Regeln für Pflegepersonaluntergrenzen (PPUG) sind untauglich. Dieses Fazit hat die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) nach einer Auswertung des ersten Quartals mit den PPUG gezogen.
„Die Krankenhäuser, die Mitarbeiter in der Pflege, Verbände und Gewerkschaften sehen in der bestehenden Pflegeuntergrenzenregelung kein zukunftsfähiges Konzept. Wir brauchen eine Personalbemessung die sich am Bedarf für eine qualitativ hochwertige Pflege orientiert“, sagte DKG-Präsident Gerald Gaß.
Er bezog sich damit auf Daten zu den PPUG des Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus. Die Auswertung umfasst mehr als 23.000 Datensätze aus rund 3.860 Stationen in 803 meldepflichtigen Krankenhäusern.
„Viele Kliniken melden, dass sie die Vorgaben zum Teil nur durch Einschränkungen von Behandlungen insbesondere durch Stilllegung von Intensivversorgungsplätzen erreichen konnten“, sagte Gaß. Übereinstimmend hätten alle Kliniken zudem „die extrem hohe Bürokratielast“ beklagt.
„Diese Mängel des bestehenden Systems können nur durch eine konzeptionelle Neuorientierung beseitigt werden“, sagte der DKG-Präsident. Notwendig sei ein Konzeptionswechsel hin zu Anhaltszahlen, bei der das ganze jeweilige Haus im Mittelpunkt der Betrachtung stehe. „Die DKG hat mit den Verbänden der Pflege und den Gewerkschaften ihre Bereitschaft zur Erarbeitung eines solchen Konzeptes erklärt“, betonte Gaß.
Die Pflegepersonaluntergrenzen gelten seit Januar dieses Jahres in den Abteilungen Intensivmedizin, Geriatrie, Kardiologie und Unfallchirurgie. Sie schreiben eine Mindestzahl an Pflegekräften pro Patient vor. In der Intensivmedizin darf eine Pflegekraft in der Tagschicht zum Beispiel nicht mehr als 2,5 Patienten betreuen.
Erhebliche Probleme bei der Umsetzung wurden auch gestern auf dem Hauptstadtkongress Medizin in Berlin deutlich: Sie habe schon davon gehört, dass es in Krankenhäusern Verlegungen von Patienten gebe, um die ab Mitternacht geltenden Grenzwerte einzuhalten, sagte die Pflegedirektorin des Alexianer Clemenshospitals Münster, Beate Mens. Auch Pflegekräfte würden zwischen den Stationen verschoben.
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