Kliniken und Ärztekammern besorgt über Coronalockerungen

Erfurth/Potsdam/Berlin/Kiel – Die Thüringer Krankenhäuser warnen davor, die verpflichtenden Maßnahmen zum Schutz vor einer SARS-CoV-2-Infektion jetzt abzuschaffen. Sie müssten „angesichts von Rekordinzidenzwerten in Thüringen, einer weiterhin vergleichsweise niedrigen Impfquote und infolge einer anziehenden Hospitalisierungsrate in den Kliniken zum Schutze der gesamten Thüringer Bevölkerung bestehen bleiben“, appelliert die Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen.
Das Personal in den Kliniken stehe derzeit durch Quarantäne oder durch krankheitsbedingte Ausfälle nur eingeschränkt zur Verfügung. Eine rasant zunehmende Coronabelegung in dieser Pandemiewelle treffe auf deutlich weniger vorhandenes Personal in den Kliniken, sagte die Vorstandsvorsitzende der Landeskrankenhausgesellschaft, Gundula Werner.
Auch die Frühjahrskammerversammlung der Ärztekammer Schleswig-Holstein warnt vor den Folgen einer zu schnellen Lockerung der Coronamaßnahmen. Zwar sei die Zahl der intensivpflichtigen COVID-Patienten auf einem stabilen Niveau, doch die Normalstationen stünden zunehmend unter Druck, so das schleswig-holsteinische Ärzteparlament.
In den schleswig-holsteinischen Kliniken sind nach einer Schätzung der Krankenhausgesellschaft des Landes aktuell rund 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wegen Coronaquarantäne oder -absonderung ausgefallen.
„Der Personalausfall in den Krankenhäusern ist auf Rekordniveau“, teilte der Geschäftsführer Patrick Reimund mit. Elektive Behandlungen seien flächendeckend eingeschränkt und in einer Reihe von Kliniken vollständig eingestellt.
Auch die Ärztekammer Sachsen-Anhalt warnt angesichts von Lockerungen der Coronaregeln vor möglichen Engpässen in der Patientenversorgung. Die Situation in den Kliniken sei derzeit wieder angespannt, erklärte der Kammerpräsident Uwe Ebmeyer.
Auch wenn die anstehenden Lockerungen eine Entspannung der Coronalage suggerierten, sei es wichtig, die grundlegenden und schützenden Hygieneregeln beizubehalten, forderte er.
Bereits Mitte März hatten sich die Landesärztekammer Brandenburg und die Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg (LKB) gegen vorzeitige Lockerungen ausgesprochen.
„Angesichts der in den letzten Tagen ständig weiter steigenden Fallzahlen auf neue Höchstwerte gibt es überhaupt keinen Anlass, ausgerechnet jetzt die Schutzmaßnahmen abzuschaffen“ sagte der Präsident der Landesärztekammer Brandenburg, Frank-Ullrich Schulz.
Ebenso sieht es die Deutsche Krankenhausgesellschaft: „Zurzeit behandeln die Kliniken so viele Infektionspatienten wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Vom 1. Februar 2022 bis heute sind die Zahlen um 60 Prozent auf mittlerweile mehr als 24.000 Patienten gestiegen. Das zeigt deutlich, dass sich die Rekordinzidenzen auch in den Krankenhäusern niederschlagen“, sagte deren Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß Mitte März.
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