Politik

Krankenhausärzte sehen Vorteile der Digitalisierung, aber Defizite bei der Umsetzung

  • Donnerstag, 14. Dezember 2017
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Berlin – 80 Prozent der Krankenhausärzte sind der Meinung, dass durch die Digitalisierung die ärztliche Arbeit im Krankenhaus weiter verbessert werden kann. Nur 19 Prozent sind dagegen mit der tatsächlichen IT-Ausstattung an ihrem Arbeitsplatz zufrieden. Das geht aus einer Mitgliederbefragung des Marburger Bundes (MB) hervor, an der sich im September und Oktober dieses Jahres bundesweit rund 1.800 Ärztinnen und Ärzte beteiligten.

„Die Ärzte sehen in der Digitalisierung mehr Vorteile als Nachteile. Sie sagen ja zu sinnvoller Digitalisierung“, erklärte Peter Bobbert, im Vorstand des MB zuständig für das Thema IT. In dieser Hinsicht sei das Umfrageergebnis eindeutiger ausgefallen als erwartet. Die Umfragedaten zeigten aber auch, dass in der Realität die Digitalisierung im Krankenhaus vielfach noch in den Kinderschuhen stecke.

Investitionen von zehn Milliarden Euro notwendig

So müssten viele Ärzte mit unzulänglicher und veralteter Technik zurechtkommen. Nach wie vor gebe es Kliniken, in denen doppelt, also digital und in Papierform, dokumentiert werden müsse. Vielfach fehlten in den Krankenhäusern abteilungsübergreifende Schnittstellen für die digitale Übermittlung von Daten.

„Jetzt liegt es an der Politik im Bund und in den Ländern, die Modernisierung der IT in den Krankenhäusern endlich in Angriff zu nehmen“, sagte Bobbert. Notwendig sei ein staatliches Sonderprogramm zum Aufbau eines angemessenen digitalen Netzes im stationären Bereich. Dafür müssten finanzielle Mittel in Höhe von zehn Milliarden Euro in den nächsten sechs Jahren zur Verfügung stehen, erneuerte Bobbert eine Forderung, die der MB bereits im Rahmen des Deutschen Ärztetages im Mai in Freiburg formuliert hatte.

Insellösungen vermeiden

Die geforderte Milliarden-Investition ist Teil eines Vier-Punkte-Katalogs, mit dem der MB die Digitalisierung voranbringen will. Daneben müssten strukturierte Standards geschaffen werden, um Schnittstellenprobleme und Insellösungen zu vermeiden. Außerdem müsse sich die Digitalisierung im Gesundheitswesen konsequent an den Interessen der Patienten und der Gesundheitsberufe ausrichten.

Wie die Umfrage ergeben habe, versprächen sich die Ärzte Vorteile vor allem durch einen schnelleren Zugriff auf Patientendaten und die arbeitsplatzunabhängige Verfügbarkeit von Dokumenten. Befunde seien besser lesbar, jederzeit abrufbar und leichter an Kollegen zu übermitteln.

„Die Zeit, die wir durch mehr Effizienz gewinnen, wollen wir aber für unsere Patienten nutzen“, erklärte Bobbert. Sie dürfe nicht dazu dienen, Personal einzusparen. Schließlich müsse sich die Ärzteschaft frühzeitig mit den ethischen Fragen auseinandersetzen, die sich durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Medizin ergäben.

HK

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