Politik

Länder rufen Bund zu Apothekenreform auf

  • Mittwoch, 22. November 2023
Teilnehmer und Teilnehmerinnen einer zentralen Kundgebung des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg halten auf dem Schlossplatz Plakate in den Händen. Mit Aktionen und Apothekenschließungen in Bayern und Baden-Württemberg protestieren die Apothekerinnen und Apotheker gegen die Gesundheitspolitik. /picture alliance, Marijan Murat
Teilnehmer und Teilnehmerinnen einer zentralen Kundgebung des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg halten auf dem Schlossplatz Plakate in den Händen. Mit Aktionen und Apothekenschließungen in Bayern und Baden-Württemberg protestieren die Apothekerinnen und Apotheker gegen die Gesundheitspolitik. /picture alliance, Marijan Murat

Stuttgart – Angesichts von Protesten der Apotheker haben Bayern und Baden-Württemberg den Heilberuflern den Rücken gestärkt und den Bund zum Handeln aufgerufen.

Baden-Württembergs Landesgesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) sagte, die niedergelassenen Apo­theken bräuchten ein ausreichendes betriebswirtschaftliches Fundament. Bundesgesundheitsminister Karl Lauter­bach (SPD) müsse mit den Ländern „ernsthafte Gesprä­che“ führen und eine Apothekenreform in Angriff neh­men.

Apotheken müssten mit neuen Finanzierungskonzepten für die Preisgestaltung auf Inflation und Lohnsteige­rung reagieren können. „Apothekerinnen und Apotheker kritisieren zu Recht, dass sie mehr als zehn Jahre lang ohne Anpassungen an die wirtschaftliche Entwicklung auskommen mussten“, sagte Lucha.

Gerade in Zeiten hoher Inflation drohe eine sinkende Zahl an Apotheken. „Wir sehen die wohnortnahe Arznei­mittelversorgung über die Apotheken vor Ort massiv in Gefahr“, warnte Lucha. „Immer mehr Apotheken schlie­ßen aufgrund des wirtschaftlichen Drucks, die Apothekenzahl befindet sich auf einem historischen Tiefstand.“

Das System der Inhaber geführten Apotheken habe sich über Jahrzehnte in Deutschland bewährt. „Apotheken bilden einen wichtigen Teil des Gesundheitsversorgungssystems in Deutschland“, sagte Lucha. Mit ihrer Hilfe könnten Menschen Arzneimittel erhalten und beraten werden.

Das sei besonders in Krisenzeiten wichtig. „Ansätze, dieses System mit dem Ziel einer vermeintlich besseren Flächenabdeckung aufzuweichen, sind nicht zielführend und gefährden das Apothekennetz als solches“, sagte der Minister.

Ähnliche Töne kamen aus Bayern. Gesundheitsministerin Judith Gerlach forderte von der Bundesregierung ebenfalls mehr Unterstützung für Apotheken. Der Bund müsse die Apotheken endlich stärken und geeignete Rahmenbedingungen schaffen. Apotheken seien „unverzichtbar für unsere medizinische Versorgung“.

Auch Gerlach warf Lauterbach vor, die bewährten Apothekerstrukturen in Deutschland zu gefährden. „Das Eckpunktepapier des Bundes zur ‚Versorgungssicherheit und Fachkräftesicherung in Apotheken‘ setzt völlig falsch an. Denn mit Filialen ohne die Anwesenheit von Apothekerinnen und Apothekern und ohne Nacht- und Notdienst setzen wir die flächendeckende Versorgung aufs Spiel“, monierte sie.

Tausende Apothekerinnen und Apotheker aus Bayern und Baden-Württemberg hatten heute ihre Geschäfte geschlossen und in Stuttgart mit einem Pfeifkonzert und Parolen gegen die Gesundheitspolitik des Bundes protestiert.

Auf weißen Warnwesten forderten sie mit der Aufschrift „Apotheken stärken. Jetzt.“ vor allem ein Ende der aus ihrer Sicht ausufernden Bürokratie, der anhaltenden Lieferengpässe und einer bereits lange andauernden Un­terfinanzierung. Notapotheken hatten nach Angaben der Landesapothekerver­bände trotz des Protesttages geöffnet.

Der Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbands, Hans-Peter Hubmann, forderte, die Honorare an die In­flation anzupassen. „Der wirtschaftliche Druck auf die Apotheken wird immer größer, und die Lage der Apo­theken ist sehr angespannt“, sagte Hubmann. Zehn Prozent der Apotheken schreiben demnach rote Zahlen. „Der Rückgang der Apothekenzahl muss endlich gestoppt werden, um auch künftige Generationen sicher, schnell und kompetent mit Medikamenten zu versorgen.“

Bereits am vergangenen Mittwoch hatten in Westdeutschland viele Apotheken geschlossen. Begonnen hatte der Protestmonat am 5. November in Hannover mit einer zentralen Kundgebung für Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Nach der Kundgebung in Stuttgart wollen die Apotheker am 29. November auch in Dresden zusammenkommen, begleitet von Schließungen in Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen.

dpa/may

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