Länder und Bund bereiten neue Quarantäneregeln vor

Berlin – Bund und Länder bereiten für die nächste Sitzung der Ministerpräsidentenonferenz (MPK) Änderungen bei Quarantäneregeln angesichts der Ausbreitung der neuen Coronavariante Omikron vor. So empfehlen die Mitglieder der Gesundheitsministerkonferenz der Länder (GMK) nach einer Videokonferenz neue Leitlinien im Umgang mit Infizierten und engen Kontaktpersonen.
Dabei geht es vor allem um Mitarbeitende in Krankenhäusern und Pflegeheimen, Bildungseinrichtungen, Polizei, Feuerwehr, Telekommunikation sowie Energie- und Wasserversorgung. Diese sollen bei einer Grundimmunisierung nach fünf Tagen mit einem PCR-Test beendet werden können.
Außerdem stellten die Länder fest, dass grundsätzlich die Quarantänedauer von symptomfreien engen Kontaktpersonen einheitlich sieben Tage betragen sollen. Dies soll aber nur für Personen mit Grundimmunisierung und Menschen mit aktueller Auffrischungsimpfung gelten.
Dies sieht auch ein Konzept vor, das von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und dem Robert-Koch-Institut (RKI) erarbeitet wurde. Demnach soll für die allgemeine Bevölkerung gelten, dass man nach sieben Tagen aus einer Quarantäne nach Kontakt zu Infizierten oder aus einer Isolation wegen einer eigenen Infektion heraus kann.
Bedingung ist aber ein anschließender negativer PCR-Test oder ein „hochwertiger“ Antigenschnelltest. Nach zehn Tagen soll die Absonderung auch ohne Test enden. Eine genauere Definition zu „hochwertiger“ Antigenschnelltest liefert das Konzept nicht.
Für Beschäftigte aus Kliniken und Pflegeheimen soll nach einer Infektion gelten, dass diese nach sieben Tagen mit einem PCR-Test verlassen werden können. Bei einer Quarantäne als Kontaktperson soll medizinisches und pflegerisches Personal nach fünf Tagen mit PCR-Test wieder arbeiten können. Voraussetzung dafür ist aber, dass 48 Stunden keine Symptome vorliegen.
Ähnliches soll für Schulen und Kitas gelten: Auch dort kann das Personal nach fünf Tagen mit „möglichst PCR oder hochwertiger“ Antigenschnelltest wieder die Quarantäne verlassen.
Ausnahmen soll es bei der Quarantäne für „Geboosterte“ geben: Mit einer Karenzzeit von sieben Tagen nach der dritten Impfung sowie „frisch“ Doppeltgeimpfte, deren zweite Impfung weniger als zwei Monate zurückliegt. Für sie soll die Ausnahme nach einer Karenzzeit von 14 Tagen nach der letzten Impfung greifen.
Die bisherige Unterscheidung zwischen schon dominierenden Virusformen und neuen „besorgniserregenden“ Varianten soll entfallen – bisher gab es etwa für Omikron strengere Vorgaben.
Auch der Expertenrat der Bundesregierung arbeitet an weiteren Vorschlägen. So habe der Vorsitzende des Corona-Expertenrats, Heyo Kroemer, heute im Bundeskabinett über die aktuelle Pandemielage informiert, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit heute in Berlin.
„Es gibt einen breiten Konsens über das, was jetzt zu tun ist“, sagte Hebestreit. Details der geplanten neuen Maßnahmen wollte der Regierungssprecher mit Verweis auf die Bund-Länder-Beratungen am Freitag nicht nennen. Freitag sollen die Beratungen von Bundes- und Landesregierungen um 13 Uhr beginnen.
Regierungssprecher Hebestreit warnte davor, eine Omikron-Infektion wegen des oftmals leichteren Verlaufs der Krankheit in Kauf zu nehmen. Eine Infektion mit diesem Virustyp sei „kein Pappenstiel“, sagte er. „Das ist immer noch eine schwere Erkrankung, und man fällt aus für eine ganze Weile.“
Bundesgesundheitsminister Lauterbach kündigte mit Blick auf die Ministerpräsidentenkonferenz am Freitag Vorschläge für schärfere Kontaktbeschränkungen an. Bundesregierung und Wissenschaftler mahnten die Bevölkerung, trotz meist milderer Verläufe durch Omikron das Risiko schwerer Erkrankungen und längerfristiger Lungenschäden nicht zu unterschätzen.
„Zurzeit gehen wir von einem Omikron-Anteil von 25 Prozent deutschlandweit aus“, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums heute in Berlin. In einigen Bundesländern insbesondere im Norden sei Omikron bereits dominierend.
Insofern sei davon auszugehen, „dass in kurzer Zeit, in wenigen Tagen Omikron eigentlich auch bundesweit die dominierende Variante sein wird“. Seit Ende Dezember steigt die Sieben-Tage-Inzidenz. Heute lag der Wert laut RKI bei 258,6 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche. Binnen eines Tages wurden 58.912 Neuinfektionen und 346 Todesfälle gemeldet.
Lauterbach sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), insbesondere für Ungeimpfte gebe es keinen Grund zur Entwarnung. „Mein Appell an die Ungeimpften ist, dass sie sich schnell zumindest einmal impfen lassen, damit sie wenigstens für den ganz schweren Krankheitsverlauf eine wichtige Schutzwirkung haben.“
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