Politik

Lauterbach geht von fünfter Welle durch Omikron aus

  • Freitag, 17. Dezember 2021
Karl Lauterbach (M, SPD), Bundesminister für Gesundheit, gibt nach dem Besuch vom Impfzentrum im früheren Regenwald-Panorama am Erlebnis-Zoo Hannover ein Pressestatement ab. /picture alliance, Moritz Frankenberg
Karl Lauterbach (M, SPD), Bundesminister für Gesundheit, gibt nach dem Besuch vom Impfzentrum im früheren Regenwald-Panorama am Erlebnis-Zoo Hannover ein Pressestatement ab. /picture alliance, Moritz Frankenberg

Hannover – Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erwartet eine massive fünfte Coronawelle durch die neue Omikron-Variante. Das hat er heute in Hannover betont.

„Wir müssen davon ausgehen, dass die Omikron-Welle, vor der wir stehen, die wir aus meiner Sicht nicht verhindern können, eine massive Herausforderung für unsere Krankenhäuser, für unsere Intensivstatio­nen, aber auch für die Gesellschaft in der Gänze wird“, sagte er.

Lauterbach warnte, die Situation werde „leider noch immer unterschätzt“, sagte er. In England, wo sich Omikron stark verbreitet habe, verdoppele sich die Zahl der Fälle inzwischen alle ein bis zwei Tage. Und es sei weiter unsicher, ob diese Variante bei erwachsenen Infizierten tatsächlich mildere Verläufe hervor­rufe als bisherige Varianten.

Man müsse sich auf eine Herausforderung einstellen, „die wir in dieser Form noch nicht gehabt haben.“ So übertreffe das, was in Großbritannien derzeit beobachtet werde, alles, was in der Pandemie bisher beobachtet worden sei, sagte Lauterbach unter Berufung auf Gespräche mit britischen Fachleuten.

Lauterbach sagte: „Da würde auch ein etwas milderer Verlauf keinen Unterschied machen.“ Die Zahl der Sterbefälle könne durch einen abgemilderten Verlauf des Infektionsgeschehens für zwei bis drei Wochen geringer gehalten werden. Aber das Wachstum der Infektionen würde diesen Vorteil zunichte machen.

Schlüsselpunkt der Pandemie

Der Minister sagte: „Wir sind an einem Schlüsselpunkt der Pandemie.“ Omikron lasse sich allein mit einer doppelten Impfung „nicht in den Griff bekommen“. Nötig sei deshalb eine „massive Boosterkampagne“ mit dem Ziel, „mehrere Millionen Menschen pro Woche zu boostern“. Er werde dafür in den kommenden Tagen „mit allen Mitteln“ versuchen, Impfstoff zu beschaffen.

Bei dem in Deutschland bisher vorwiegend genutzten Biontech-Impfstoff werde dies aber „etwas schwe­rer“, sagte Lauterbach. Die Ärzte forderte der Minister deshalb auf, auch den Moderna-Impfstoff „wirklich abzurufen und einzusetzen“. Denn von diesem gebe es zumindest in den nächsten zwei Wochen ausrei­chende Mengen.

Mit Blick auf die Abstände bei den Boosterimpfungen ging Lauterbach davon aus, dass es in Kürze hier eine neue STIKO-Empfehlung geben werde. Er rechne „mit einer sehr zeitnahen Entscheidung“, sagte er. Bisher wurden von der STIKO etwa sechs Monate Abstand empfohlen. Inzwischen ist aber vielfach eine Impfung nach fünf Monaten möglich, teils auch schon früher.

Mit Blick auf die Weihnachtstage appellierte Lauterbach an alle Bürger, bei Reisen nach dem Grundsatz vorzugehen: „Wir schützen uns gegenseitig.“ Jeder sollte sich vorher testen lassen oder zumindest selbst testen – bevorzugt mehrfach. Der Minister machte deutlich, dass vor allem für Menschen ohne Booster­impfung besondere Vorsicht geboten sei.

Der Minister betonte auch die Bedeutung der Impfungen für den Schutz von Kindern. Dies sei der beste Schutz für Kinder in der Pandemie, sagte er beim Besuch eines Impfzentrums in Hannover, wo er selbst zwei Kinder impfte.

„Ich habe viele Kinder in der Pandemie kennengelernt, betreut“, sagte Lauterbach. Er finde es rührend und beeindruckend, welche Opfer Kinder bereit gewesen sind zu tragen. Dafür müsse ihnen nun etwas zurückgegeben werden. „Und das Allermindeste, was wir zurückgeben müssen, ist, dass wir Kindern auch ein Impfangebot geben.“

Kinderimpfungen angelaufen

In Deutschland sind in dieser Woche für Kinder zwischen fünf und elf Jahren bundesweit Impfungen an­gelaufen. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hatte Anfang der Woche eine schlechte Organisation der Impfkampagne beklagt und auf Verzögerungen bei Impfstofflieferungen verwiesen.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) hatte Coronaschutzimpfungen vergangene Woche zunächst nur für Kinder mit Vorerkrankungen oder mit Risikopatienten in ihrem Umfeld empfohlen. Auch für alle an­de­ren Kinder soll die Impfung aber bei „individuellem Wunsch“ möglich sein.

Kinderimpfungen seien sicher, betonte Lauterbach. Das Risiko von Herzmuskelentzündungen sei so ge­ring, dass Kinder besser geimpft als ungeimpft der Pandemie ausgesetzt werden sollten. Und gerade bei der neuartigen Omikron-Variante werde noch geprüft, ob diese insbesondere bei Kindern schwerere Krankheitsverläufe verursache.

dpa/afp

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung