Lauterbach reagiert auf Belastung der Kinderkliniken

Berlin – Angesichts einer grassierenden Welle an Atemwegsinfektionen bei Kindern und der daraus resultierenden hohen Belastung der Krankenhäuser reagierte heute Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Unter anderem habe er die Krankenkassen heute aufgefordert, vorübergehend die Personaluntergrenzen nicht mehr zu überprüfen.
Außerdem schreibe das Bundesgesundheitsministerium (BMG) die Möglichkeit zur telefonischen Krankschreibung auch für Kinderärzte ab heute fort, so Lauterbach. Eltern hätten so die Möglichkeit, bei Erkrankung ihres Kindes zu Hause zu bleiben und trotzdem den Anspruch auf Krankengeld zu behalten.
Der Minister appellierte zudem an alle Eltern, Vorsorgeuntersuchungen ihrer Kinder für wenige Wochen zu schieben – sofern das jeweils vertretbar ist. So könne zur Entlastung der Kinderarztpraxen beigetragen werden. Wer trotzdem kinderärztlichen Rat braucht, solle am besten zunächst telemedizinische Beratung suchen. Das böten viele Ärztinnen und Ärzte inzwischen an.
Lauterbach verwies auch auf den für morgen geplanten Bundestagsbeschluss zum Krankenhauspflegeentlastungsgesetz (KHPflEG). Die aktuelle Situation zeige, wie wichtig es war, gesetzlich die Pädiatrie zu fördern – dies tue die Bundesregierung mit der im KHPflEG enthaltenen Erlösgarantie.
Unter anderem Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens hat zuvor die Welle von Atemwegsinfekten bei Kindern als „ausgesprochen ernste Lage“ bezeichnet. Im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) sagte die SPD-Politikerin, dass die Kinderkrankenhäuser in Niedersachsen derzeit „stark belastet“ seien.
„Es kommt in dieser Situation leider immer wieder vor, dass ein anderes Krankenhaus aushelfen muss, weil die nächstgelegene Klinik ausgelastet ist“, sagte Behrens. Eine Verlegung in ein anderes Bundesland sei aber die „absolute Ausnahme“.
Von einer „katastrophalen Lage“ auf den Kinder-Intensivstationen sprach auch die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Der Verband kritisierte, dass auch wegen des Personalmangels viel zu wenig Betten in Kinderkliniken zur Verfügung stünden.
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) betonte heute nach einer gemeinsamen Videokonferenz mit Expertinnen und Experten der Kinder- und Jugendmedizin: „Die akute Welle an Erkrankungen stellt die Kinderkliniken und -intensivstationen vor große Herausforderungen. Es herrscht derzeit eine absolute Ausnahmesituation. Klar ist: Alle Beteiligten müssen rasch gegen die aktuellen Behandlungsengpässe vorgehen.“
Die Expertenrunde habe verdeutlicht, dass das Problem weniger im ärztlichen Bereich als vielmehrbei den fehlenden Pflegekräften liege. Die Kliniken müssten die zur Verfügung stehenden Kapazitäten bestmöglich nutzen und alle vertretbaren Maßnahmen zur Besserung der Lage ergreifen. Angesichts der aktuellen Umstände müssten die Kliniken auch befristet von der Pflegepersonaluntergrenze abweichen.
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