Ärzteschaft

Leitlinie soll Versorgung von Mandelentzündungen vereinheitlichen

  • Montag, 25. April 2016
Uploaded: 26.01.2015 18:45:48 by mis
dpa

Düsseldorf – Der häufig kontrovers diskutierten Versorgung von Mandelentzündungen bei Kindern widmet sich eine neue Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO-KHC). Beteiligt waren daran außerdem der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie.

Die Gesellschaften wollen mit der neuen Leitlinie die Versorgung von Mandelent­zündungen vereinheitlichen. Zuletzt hatte die Bertelsmann Stiftung berichtet, dass die Zahl der Mandeloperationen und der Antibiotikaverordnungen regional stark variiert und dadurch eine breite Diskussion ausgelöst.

„Die Tonsillitis ist eine der häufigsten Anlässe für den Arztbesuch und Mandelopera­tionen gehören zu den 20 häufigsten Anlässen für Krankenhausbehandlungen in Deutschland“, erläutert Jochen Windfuhr, Chefarzt am Krankenhaus Maria Hilf, Mönchengladbach. Jedes Kind erkranke im Verlauf der ersten Lebensjahre mehrfach an Entzündungen von Rachen und Mandeln. Ein Krankheitswert liege erst vor, wenn sich Schluckschmerzen und Allgemeinsymptome wie Fieber entwickelten.

„Die akute Tonsillitis wird zu 70 bis 95 Prozent der Fälle durch Viren ausgelöst“, berichtet Windfuhr. Allerdings könne der Arzt dies durch die Inspektion des Rachens allein nicht diagnostizieren. Die Leitlinie stellt daher zwei altersabhängige Punktesysteme vor. Diese bewerten neben der Schwellung der Mandeln auch Fieber, Husten und Lymphknoten­schwellung mit Punkten. „Erst ab einem bestimmten Punktewert wird ein Antibiotikum empfohlen“, so Windfuhr: Zusätzliche Untersuchungen wie Rachenabstriche seien dagegen nur noch für seltene Einzelfälle vorgesehen.

Auch zum Thema Operation rät die Leitlinie zu einer zurückhaltenden Strategie: Nicht jede schwere Mandelentzündung mache eine Operation erforderlich. Die Entschei­dungsgrundlage sei die Zahl von Halsschmerz-Episoden in den letzten zwölf Monaten. Bei weniger als drei Episoden raten die Autoren von einer Operation ab. Bei drei bis fünf Episoden sei die Tonsillektomie möglich, bei sechs oder mehr Episoden sei sie eine therapeutische Option.

„Nur in besonders schweren Fällen sollte die Operation zügig erfolgen“, rät Windfuhr. Bei moderaten und milden Formen sei es sinnvoll, zunächst ein halbes Jahr abzuwarten. Nur wenn in dieser Wartezeit weitere Entzündungen trotz wiederholter Antibiotikatherapie aufträten, sei die Mandelentfernung der bessere Weg.

hil

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