Politik

Lieferengpässe bei Medikamenten beklagt

  • Freitag, 14. September 2018
/dpa
/dpa

Hannover – Die Apotheker in Niedersachsen beklagen zunehmend Lieferengpässe bei Medikamenten wie zum Beispiel beim Schmerzmittel Ibuprofen. Der Wirkstoff werde überwiegend in einem Werk in den USA hergestellt, das derzeit technische Probleme habe, sagte die Präsidentin der Apothekerkammer in Hannover, Magdalene Linz.

Der Engpass bestehe schon seit Juni und werde wohl bis Ende 2018 anhalten. Zwar gebe es alternative Schmerzmittel, diese seien aber zum Teil nicht entzündungs­hemmend oder für bestimmte Risikopatienten nicht so gut geeignet. Allergiker haben nach Angaben von Linz darüber hinaus weiterhin Probleme, an Notfallmedikamente gegen Wespenstiche zu kommen. Auch diese Adrenalin-Spritzen seien nach wie vor nicht immer verfügbar, sagte die Kammerpräsidentin.

Nach Angaben des Verbandes Deutscher Krankenhausapotheker ADKA betreffen die Engpässe in zunehmendem Maße die Krankenhausapotheken. „Die Situation ist unbefriedigend und die Krankenhausapotheker vor Ort werden immer wieder mit neuen Herausforderungen konfrontiert, was die Ersatzbeschaffung und Substitution eingesetzter Arzneimittel betrifft“, sagte Almut Weygand, Leiterin der Zentralapotheke des St. Bernward Krankenhauses in Hildesheim und stellvertretende ADKA-Vorsitzende in Niedersachsen und Bremen.

Kammerpräsidentin Linz zufolge gab es auch in der Vergangenheit immer mal wieder Lieferschwierigkeiten, allerdings nicht in diesem Ausmaß. Viele Wirkstoffe werden nicht mehr in Deutschland oder Europa, sondern in Asien produziert. So führte Linz zufolge die Explosion eines Werks in China zu Engpässen bei speziellen Antibiotika, die in Kliniken bei schweren Infektionen im Bauchraum eingesetzt werden. „Der Hintergrund sind die Globalisierung und natürlich auch der Kostendruck“, meinte die Apothekerin. Die Rabattverträge der Krankenkassen setzen nach ihrer Einschätzung die Pharmafirmen unter Druck, die Kosten immer weiter zu senken.

Diesen Vorwurf weisen die Kassen zurück. „Es ist nicht zutreffend, dass Rabattverträge Kostendruck aufbauen, dem sich die Pharmahersteller unterordnen müssten. Die Pharmaindustrie ist lange vor den erst 2007 eingeführten Rabattverträgen an günstige Produktionsstätten abgewandert“, sagte der Sprecher der AOK Niedersachsen, Carsten Sievers. Hintergrund sei vielmehr, dass die Pharma-Unternehmen eine Just-in-Time-Produktion aufwendiger und teurer Lagerhaltung vorziehen.

Auch die Techniker Krankenkasse (TK) sieht keinen Zusammenhang zwischen Lieferengpässen und Rabattverträgen. Diese kämen bei der TK sehr selten vor. Rabattverträge seien im Gegenteil ein gutes Instrument, um Lieferausfälle zu vermeiden, sagte TK-Sprecher Dennis Chytrek.

Der Kostendruck der Pharmaunternehmen geht nach Ansicht von Niedersachsens Apothekerkammerchefin Linz gegebenenfalls auch zulasten der Qualität. Dies habe man am Fall Valsartan gesehen, sagte sie. Nach Schätzung der Bundesregierung könnten im vergangenen Jahr etwa 900.000 Patienten das verunreinigte Mittel Valsartan eingenommen haben. Anfang Juli hatten Aufsichtsbehörden in Europa einen Vertriebsstopp und vorsorglichen Rückruf des Blutdrucksenkers angeordnet.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung