Long COVID: Forscher berichten über MRT-Veränderungen im Gehirn

Delhi – Patienten mit Long COVID weisen möglicherweise Veränderungen im Gehirn auf, die mit einem Spezialverfahren der Magnetresonanztomografie (MRT) sichtbar gemacht werden können. Dies berichten Forscher aus Indien auf der Jahrestagung der Radiological Society of North America in Chicago. Die Ergebnisse wurden bisher nicht publiziert (Abstract der Studie).
Für die anhaltende Erschöpfung und die kognitiven Beschwerden, unter denen viele Patienten über das Ende einer Infektion mit SARS-CoV-2 hinaus leiden, gibt es bisher kein morphologisches Substrat. Ein Team um Sapna Mishra vom Indian Institute of Technology in Delhi berichtet jetzt über Auffälligkeiten in der sogenannten suszeptibilitätsgewichteten Bildgebung.
Es handelt sich um eine MRT-Sequenz, die den Gehalt von Eisen, Kalzium und anderen Mineralien misst. Sie wird vor allem zur Darstellung des venösen Blutflusses genutzt. Sichtbar werden auch Blutungen und Eisenablagerungen im Gehirn.
Die indischen Radiologen verglichen die MRT-Aufnahmen von 46 Patienten im medianen Alter von 35 Jahren, die auch nach 6 Monaten noch über Beschwerden klagten, und von 30 gleichaltrigen gesunden Personen. Die Long-COVID-Patienten hatten über Müdigkeit, Schlafstörungen, mangelnde Aufmerksamkeit und Gedächtnisprobleme geklagt.
Laut dem Abstract der Studie gab es zwischen den beiden Gruppen Unterschiede in Regionen des Frontallappens und des Hirnstamms. Die im Frontallappen sichtbaren Cluster zeigten hauptsächlich Unterschiede in der weißen Substanz.
Sie umfassten Teile des linken und rechten orbito-inferioren Gyrus frontalis zusammen mit dem jeweils angrenzenden Bereichen der weißen Hirnsubstanz. Signifikante Cluster wurden auch in der rechten ventralen Zwischenhirnregion des Hirnstamms gefunden.
Nach Ansicht von Mishra könnten die Veränderungen die Beschwerden der Patienten erklären. Der linke orbital-inferiore Gyrus frontalis sei eine Schlüsselregion für Sprachverständnis und -produktion. Der rechte orbital-inferiore Gyrus frontalis sei an verschiedenen kognitiven Funktionen einschließlich Aufmerksamkeit, motorischer Hemmung und Vorstellungskraft, sowie an sozialen kognitiven Prozessen beteiligt.
Die ventrale Zwischenhirnregion des Hirnstamms sei mit vielen entscheidenden Körperfunktionen assoziiert. Dazu gehörten die Steuerung des endokrinen Systems und damit der Freisetzung von Hormonen, die Weiterleitung sensorischer und motorischer Signale an die Großhirnrinde und die Regulierung des circadianen Rhythmus (Schlaf-Wach-Zyklus).
Eine Publikation der Studienergebnisse steht noch aus. Die Forscher wollen die Patienten zu späteren Zeitpunkten erneut untersuchen, um herauszufinden, ob sich die Veränderungen zurückbilden.
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