Ausland

Medikamentenversuche in Basler Psychiatrie

  • Dienstag, 4. April 2017

Basel – An der Psychiatrischen Klinik in Basel hat es in der Nachkriegszeit regelmäßig Medikamententests an Patienten gegeben. Es sollen deutlich mehr als 1.000 Menschen betroffen sein, hieß es in einer heute veröffentlichten Studie. Zu diesem Schluss kam die Universität Bern im Auftrag der Klinik, die 330 Krankenakten und andere Dokumente un­tersuchte. Zu möglichen Folgeschäden der Patienten wurde zunächst nicht geforscht.

Knapp zehn Prozent aller Patienten der Klinik mit einer Schizophrenie-Diagnose oder an­deren affektiven Störungen waren involviert. Darunter befanden sich auch zwangs­weise untergebrachte Personen an der damaligen Psychiatrischen Universitätsklinik Basel.

Frauen wurden deutlich stärker für die Tests von 60 Substanzen herangezogen als Män­n­er. Hinweise auf Versuche an Kindern gebe es nicht. „Bei den geprüften Präpa­raten han­delte es sich sowohl um Wirkstoffe, die später auf den Markt gelangten, als auch um Stoffe, die – etwa aufgrund der aufgetretenen Nebenwirkungen – nie zur Zulassung ka­men“, heißt es in dem Bericht. Demnach sei es aufgrund einer fehlenden Dokumentation nicht möglich nachzuvollziehen, ob die Betroffenen wussten, welche Medikamente sie tat­sächlich erhielten.

„Ebenfalls dürfte es zu einer engen Kooperation mit der pharmazeutischen Industrie ge­kommen sein“, so die Autoren. Wegen eines schlechten Quellenzugangs konnte die Zu­sammenarbeit nicht im Detail beleuchtet werden. Basel gilt als Schweizer Pharmazie­zent­rum. Die Pharmaunternehmen Novartis und Roche haben dort ihren Sitz.

dpa

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