Ausland

Mehr Sterilisationen in den USA nach Aufhebung von Recht auf Abbrüche

  • Montag, 15. April 2024
/Dee-sign, stock.adobe.com
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Washington – Die Aufhebung des landesweiten Rechts auf Schwangerschaftabbrüche im Jahr 2022 in den USA hat offenbar zu deutlich mehr Sterilisationen geführt. Das geht aus der in Jama Health Forum veröff­entlichten Studie (DOI: 10.1001/jamahealthforum.2024.0424).

Demnach war der Anstieg bei Frauen höher und länger anhaltend als bei Männern. Es handelt sich um die erste Studie, die untersucht hat, wie sich die Gerichtsentscheidung, die einpolitisches Erdbeben ausgelöst hatte, auf permanente Verhütung bei jungen Erwachsenen auswirkt.

„Der große Unterschied in den Mustern dieser beiden Verfahren spiegelt wahrscheinlich die Tatsache wieder, dass junge Frauen überwiegend für die Verhinderung von Schwangerschaften verantwortlich sind und die gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen von Abtreibungsverboten überproportional zu spüren bekommen“, erklärte Hauptautorin Jacqueline Ellison von der University of Pittsburgh School of Public Health.

Sterilisationsverfahren seien bei Frauen deutlich komplexer und zwei- bis sechsmal teurer als bei Männern, heißt es weiter in der Erklärung. Hinzu komme, dass bei Frauen – anders als bei Männern – für die Umkeh­rung einer Sterilisation eine komplexe, invasive Operation nötig sei.

Für die Studie wurden medizinische Daten von großen Medizinzentren und Kliniken herangezogen. Sie fo­kussierte sich auf die Altersgruppe der 18- bis 30-Jährigen, in der die Wahrscheinlichkeit von Schwanger­schaftsabbrüchen höher sei und Sterilisationen eher bereut würden.

Die Daten zeigen den Angaben zufolge, dass die Sterilisationsrate bereits in den Jahren vor dem Gerichtsurteil im Juni 2022 etwas anstieg. Das Urteil löste demnach jedoch bei beiden Geschlechtern einen deutlichen An­stieg aus, der bei Frauen mehr als doppelt so hoch ausfiel wie bei Männern.

Anschließend ging die Rate der Männer, die sich einer Vasektomie unterzogen, wieder zur vorherigen Ent­wick­lung zurück. Die Rate der Frauen, die sich einer Tubensterilisation unterzogen, stieg jedoch weiterhin schneller an als vor dem Urteil.

Der Oberste Gerichtshof der USA hatte im Juni 2022 mit seiner höchst umstrittenen Entscheidung ein poli­tisches Erdbeben ausgelöst, das Grundsatzurteil Roe v. Wade aus dem Jahr 1973 aufzuheben, das ein landes­weites Grundrecht auf Abtreibungen verankert hatte. Etwa 20 konservativ geprägte Bundesstaaten haben seitdem das Recht auf Abtreibung abgeschafft oder drastisch eingeschränkt.

afp

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