Ärzteschaft

Menschen müssen von Organspende überzeugt werden

  • Freitag, 17. Januar 2020
Frank Ulrich Montgomery /dpa
Frank Ulrich Montgomery /dpa

Köln – Nach der Bundestagsentscheidung zur Organspende setzt der Vorstandsvorsitzen­de des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, jetzt vor allem auf verbesserte Ab­läu­fe in der Transplantationsmedizin.

Die im vergangenen Februar vom Bundestag beschlossenen Strukturreformen seien wichtiger als die Frage von Widerspruchslösung oder Zustimmungslösung, sagte der Ehrenvorsitzende der Bundesärztekammer heute im Deutschlandfunk. Allerdings hätte die Widerspruchslösung aus Sicht des Mediziners deutlich mehr gebracht als die jetzt beschlossene Zustimmungslösung.

Der Bundestag hatte vor rund einem Jahr beschlossen, dass die Entnahmekrankenhäuser so vergütet werden, dass ihnen aus Transplantationen kein finanzieller Nachteil erwächst. Der jeweilige Transplantationsbeauftragte soll den nötigen Freiraum und die Zeit erhal­ten, um seinen Aufgaben angemessen nachzugehen. Dazu soll er Zugangsrecht zu den Intensivstationen erhalten und hinzugezogen werden, wenn Patienten nach ärztlicher Beurteilung als Organspender in Betracht kommen.

Montgomery bewertete diese Beschlüsse als erhebliche Verbesserungen. Die Kranken­häu­ser arbeiteten mit Hochdruck an der Umsetzung. „Aber wir brauchen vor allem die Überzeugung der Menschen. Die technischen, administrativen, logistischen Probleme, die kann man lösen. Aber wenn die Menschen nicht mitspielen, weil sie nicht überzeugt sind, bringt das alles nichts.“

Der Mediziner würdigte zugleich die Debatte der vergangenen Monate. Es gehe dabei nicht um Verlieren oder Gewinnen. „Ich finde, dass Jens Spahn überhaupt nicht verloren hat mit dieser Debatte, sondern er hat eigentlich ganz stark gewonnen, weil es ist ihm mal wieder gelungen, eine Debatte voranzubringen, Menschen dazu zu bringen, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen.“

kna

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