Migränepatienten leiden unter Stigmatisierung

Marburg – Menschen mit Migräne fühlen sich im Alltag und im Gesundheitswesen häufig diskriminiert. Sie verschweigen zum Beispiel oft ihre Krankheit am Arbeitsplatz, weil sie Angst haben, verurteilt zu werden.
Das zeigt eine Umfrage der Europäischen Migräne- und Kopfschmerzallianz (EMHA), der Migränliga Deutschland und der Stiftung Kopfschmerz unter mehr als 4.000 Menschen mit und ohne Migräne in ganz Europa.
62 Prozent der Befragten sind demnach der Meinung, dass Migräne einen Einfluss darauf hat, wie Arbeitgeber ihre Leistungen einschätzen. 43 Prozent der Befragten teilen ihren Arbeitgebern die Erkrankung nicht mit, obwohl viele von ihnen zugeben, dass sie Schwierigkeiten haben, ihre Arbeitsaufgaben zu erledigen.
Sie geben an, dass sie sich zusätzlich stigmatisiert fühlten, weil die Krankheit allgemein nicht verstanden werde und sie deshalb zögerten, am Arbeitsplatz über ihren Gesundheitszustand zu sprechen. 80 Prozent der Beschäftigten in Teilzeit geben an, dass sich die Migräne negativ auf ihre berufliche Laufbahn auswirkt.
Die Umfrage signalisiert aber auch Stigmatisierungen im Gesundheitswesen: 35 Prozent der Migränepatienten geben an, dass sie die Inanspruchnahme eines Arztes oder einer Ärztin hinauszögern oder vermeiden, weil sie eine Verurteilung durch medizinisches Fachpersonal befürchten. 74 Prozent haben das Gefühl, dass medizinische Fachkräfte ihre Erkrankung nicht ernst nehmen.
„Die Daten der Umfrage sind ein Weckruf für Kliniker, der einen wichtigen Teil der Belastung unserer Patienten durch Migräne aufzeigt“, kommentierte Peter Goadsby, Professor für Neurologie am King’s College London, diese Umfrageergebnisse.
„Aufklärung kann helfen das Migränestigma zu überwinden“, sagte Dietmar Krause, Vorsitzender der Stiftung Kopfschmerz. Die Umfrage fand vom 27. April bis zum 30. Juni 2023 in 17 europäischen Ländern statt. Es wurden 4.210 Personen befragt.
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