Nordrhein-Westfalen baut Telenotarztsystem aus

Düsseldorf – Nordrhein-Westfalen (NRW) will das Telenotarztsystem flächendeckend ausbauen. Das kündigten NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU), Vertreter der Krankenkassen, kommunale Spitzenverbände und Ärztekammern heute an.
Bis Ende 2022 soll in jedem Regierungsbezirk mindestens ein Telenotarztstandort die Arbeit aufnehmen, sagte Laumann (CDU). Zu Beginn sollen in Düsseldorf und der Region Ostwestfalen-Lippe neue Zentren aufgebaut werden. Weitere Orte seien in Planung und würden über eine Bedarfsermittlung festgelegt werden.
Telenotärzte können mit Bild und Ton in Rettungswagen zugeschaltet werden. Dabei können zum Beispiel Patientendaten wie Blutdruck, Puls oder Atmung übertragen werden. Die Notärzte sollen dadurch in der Lage sein, eine erste medizinische Einschätzung abzugeben. Die Stadt Aachen nutzt das von der RWTH Aachen maßgeblich mitentwickelte System bereits seit 2014.
In Rettungswagen sitzen in NRW in der Regel Rettungsassistenten und Notfallsanitäter. Notärzte werden von der Leitstelle nur zu einem Einsatz bestellt, wenn Leben bedroht ist. Das Telenotarztsystem soll das bestehende Notarztwesen nicht ersetzen, sondern eine Ergänzung darstellen.
Die Ausbildung der Ärzte mit den neuen Systemen wollen die Ärztekammern übernehmen. Die Planung der Zentren liege in Verantwortung der Kommunen, die Trägergemeinschaften bilden und bei der Einrichtung der Zentren kooperieren sollten, hieß es. Die Kosten für die neuen Systeme sollen laut Ministerium die Krankenkassen übernehmen. Träger des Rettungsdienstes sind die Kreise und kreisfreien Städte.
In Nordrhein-Westfalen fehlen Ärzte besonders auf dem Land. „Der Telenotarzt kann hier Versorgungslücken schließen“, sagte Johannes Albert Gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe. Mit dem Telenotarzt sei ärztliche Kompetenz im Rettungsfall schneller als bisher verfügbar. Laut einer Analyse der Universität Maastricht braucht es in NRW 12 bis 16 Telenotarztsysteme. Jedes Zentrum könne so Regionen mit 1,0 bis 1,5 Millionen Menschen abdecken.
„Gerade in Situationen, in denen die physische Anwesenheit eines Notarztes in der täglichen Notfallversorgung nicht gelingt oder möglich ist, bildet der Telenotarzt eine sinnvolle und zeitgemäße Ergänzung“, erklärte Rolf Buchwitz, stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der AOK Rheinland/Hamburg.
Martin Klein, Hauptgeschäftsführer des Landkreistags NRW, sagte, Telenotarztsysteme dürften kein Sparprogramm werden. „Vielmehr erwarten wir, dass die Qualität der ambulanten Notfallversorgung hierdurch insgesamt gesteigert wird.“
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: