Notfallversorgung: VKD-Präsident schlägt scharfe Töne an
Würzburg – Der Streit um die ambulante Notfallversorgung zwischen Krankenhäusern und Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) wird schärfer. Das zeigte die 60. Jahrestagung des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) in Würzburg. VKD-Präsident Josef Düllings äußerte Zweifel an dem Willen der KBV, mit den Kliniken kooperieren zu wollen. Zugleich verwies er darauf, dass die Notaufnahmen übervoll seien, weil die Kliniken die bessere Versorgung böten.
„Die Patienten stimmen mit den Füßen ab. Sie kommen aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus, weil das Krankenhaus diagnostische Möglichkeiten bietet, die der niedergelassene Arzt nicht hat, weil sie ansonsten lange auf einen Termin warten müssen – und weil nicht wenige Ärzte ihnen sogar empfehlen, in die nächste ambulante Notaufnahme zu gehen“, sagte Düllings. Besonders bedenklich sei, dass sich offenbar in nicht wenigen Kreisen sehr viele Vertragsärzte von der Teilnahme am Bereitschaftsdienst freikaufen könnten. „Wenn das bundesweit so praktiziert wird, ist klar, warum dieses System zum Scheitern verurteilt ist“, so Düllings.
Attacken gegen KBV, Bundesregierung und G-BA
Er griff die KBV scharf an und bemängelte, die Krankenhäuser könnten nicht weiter den Ausputzer für einen Bereich spielen, „der seinen gesetzlichen Auftrag nicht wahrnimmt“. Man wolle nicht der Sündenbock für die vollen Notaufnahmen sein, über die sich Patienten beklagten. „Mit diesem Eiertanz muss jetzt Schluss sein“, verlangte der VKD-Präsident. Er forderte den Gesetzgeber auf, den Sicherstellungsauftrag für die ambulante Notfallversorgung an die Krankenhäuser zu vergeben, die diesen „faktisch bereits erfüllten“. Die Finanzierung dafür müsse dann allein zwischen Krankenkassen und Krankenhäusern geklärt werden.
Kritische Worte fand Düllungs auch für Teile der Gesundheitspolitik der Bundesregierung. Ein Dorn im Auge sind ihm vor allem die vom Bundeskabinett beschlossenen Personaluntergrenzen für pflegesensitive Bereiche, wie etwa Intensivstationen. Er hoffe, dass es im Laufe des Verfahrens zur Regelung von Pflegepersonaluntergrenzen zu einer Flexibilisierung komme. Harsche Kritik übte der VKD-Präsident am Gemeinsamen Bundesausschuss. Dieser müsse dringend reformiert werden. „Wir brauchen keinen Oberlehrer für Qualität, sondern praxisfähige Regelungen, die auch die Bedingungen vor Ort berücksichtigen.“
Die zweitägige traditionelle Konferenz des VKD beschäftigt sich heute und morgen unter anderem mit der Gesundheitspolitik im Wahljahr 2017.
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