Politik

Notfallversorgung: VKD-Präsident schlägt scharfe Töne an

  • Montag, 8. Mai 2017

Würzburg – Der Streit um die ambulante Notfallversorgung zwischen Krankenhäusern und Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) wird schärfer. Das zeigte die 60. Jahres­ta­gung des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutsch­lands (VKD) in Würzburg. VKD-Präsident Josef Düllings äußerte Zweifel an dem Willen der KBV, mit den Kliniken kooperieren zu wollen. Zugleich verwies er darauf, dass die Notaufnahmen übervoll sei­en, weil die Kliniken die bessere Versorgung böten.

„Die Patienten stimmen mit den Füßen ab. Sie kommen aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus, weil das Krankenhaus diagnostische Möglichkeiten bietet, die der niedergelas­se­­ne Arzt nicht hat, weil sie ansonsten lange auf einen Termin warten müssen – und weil nicht wenige Ärzte ihnen sogar empfehlen, in die nächste ambulante Notaufnahme zu gehen“, sagte Düllings. Besonders bedenklich sei, dass sich offenbar in nicht wenigen Kreisen sehr viele Vertragsärzte von der Teilnahme am Bereitschaftsdienst freikaufen könnten. „Wenn das bundesweit so praktiziert wird, ist klar, warum dieses System zum Scheitern verurteilt ist“, so Düllings.

Attacken gegen KBV, Bundesregierung und G-BA

Er griff die KBV scharf an und bemängelte, die Krankenhäuser könnten nicht weiter den Ausputzer für einen Bereich spielen, „der seinen gesetzlichen Auftrag nicht wahrnimmt“. Man wolle nicht der Sünden­bock für die vollen Notaufnahmen sein, über die sich Patien­ten beklagten. „Mit diesem Eiertanz muss jetzt Schluss sein“, verlangte der VKD-Präsi­dent. Er forderte den Gesetzgeber auf, den Sicherstellungsauftrag für die ambulante Notfallversorgung an die Krankenhäuser zu vergeben, die diesen „faktisch bereits erfüll­ten“. Die Finanzierung dafür müsse dann allein zwischen Krankenkassen und Kranken­häusern geklärt werden.

Kritische Worte fand Düllungs auch für Teile der Gesundheitspolitik der Bundesregie­rung. Ein Dorn im Auge sind ihm vor allem die vom Bundeskabinett beschlossenen Per­sonaluntergrenzen für pflegesensitive Bereiche, wie etwa Intensivstationen. Er hoffe, dass es im Laufe des Verfahrens zur Regelung von Pflegepersonaluntergrenzen zu einer Flexibilisierung komme. Harsche Kritik übte der VKD-Präsident am Gemein­samen Bun­des­ausschuss. Dieser müsse dringend reformiert werden. „Wir brauchen keinen Ober­leh­rer für Qualität, sondern praxisfähige Regelungen, die auch die Bedin­gungen vor Ort berücksichtigen.“

Die zweitägige traditionelle Konferenz des VKD beschäftigt sich heute und morgen unter anderem mit der Gesundheitspolitik im Wahljahr 2017.

EB

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