Nur wenige Schüler und Lehrer in Sachsen waren mit SARS-CoV-2 infiziert

Dresden – In Sachsen weisen nur sehr wenige Schüler und Lehrer Antikörper gegen SARS-CoV-2 auf. Dies zeigt eine Studie, für die im Mai und Juni mehr als 2.000 Blutproben aus Schulen in Dresden sowie im Landkreis Bautzen untersucht wurden.
Die Seroprävalenz sei mit 0,6 Prozent noch niedriger gewesen als sowieso schon erwartet, berichtete Studienleiter Reinhard Berner, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Dresden, heute bei einer Pressekonferenz.
Von den 2.045 untersuchten Blutproben ließen sich in 12 zweifelsfrei Antikörper gegen SARS-CoV-2 nachweisen. Damit liegt die Seroprävalenz in der Gruppe der Studienteilnehmer deutlich unter einem Prozent (0,6 Prozent) und fällt geringer aus als prognostiziert.
„Alle Proben wurden einem einheitlichen, zugelassenen Antikörpertest unterzogen. Er ist automatengeeignet und identifiziert in dem Serum Antikörper auf das Spike-Protein des SARS-CoV-2-Virus“, erklärte der Direktor des Instituts für Virologie der Medizinischen Fakultät der TU Dresden, Alexander Dalpke.
Die Studienpopulation bestand aus 1.541 Schülern sowie 504 Lehrern von 13 weiterführenden Schulen. Das Durchschnittsalter der Schüler lag bei 15 Jahren, sie stammten überwiegend aus den Klassenstufen acht bis elf. Den Fokus auf Jugendliche erklärte Berner mit deren eigenbestimmtem Sozialleben, das weniger durch Schule und Eltern bestimmt werde als bei jüngeren Kindern.
Es zeigte sich nicht nur, dass es insgesamt wenige Infektionen gegeben hatte, sondern auch, dass die Schulen nach der Wiedereröffnung offenbar keine Hotspots der Virusverbreitung waren.
In einigen der untersuchten Schulen hatte es bestätigte SARS-CoV-2-Infektionen gegeben. Dennoch waren bei den Lehrern und Schülern der betreffenden Einrichtungen nicht überdurchschnittlich mehr Antikörper nachweisbar.
Geringere Dunkelziffer als erwartet
Zudem sei die Dunkelziffer in der untersuchten Population mit 2,4 deutlich niedriger gewesen als ursprünglich vermutet, so Berner. Noch im April waren Experten teils von Dunkelziffern in Höhe des 10- bis 15-Fachen ausgegangen.
Auch in den Familien und Sozialgemeinschaften habe sich das Virus weniger dynamisch verbreitet als angenommen, berichtete Berner weiter. Denn in 24 Familien der Studienteilnehmer gab es mindestens einen bestätigten Coronafall, aber nur bei einem der Probanden ließen sich Antikörper nachweisen.
Eine Befragung der Jugendlichen ergab, dass 80 Prozent von ihnen Kontakte außerhalb von Schule und Familie gepflegt hatten. „Das Sozialverhalten hat sich nicht sehr einschränken lassen“, resümierte Berner. Welchen Effekt Restriktionen des Schulbetriebs haben, bleibt deshalb unklar. Zwei weitere Testreihen sollen nach den Schulferien folgen.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: