Omikron-Impfstoffe: KBV beklagt Lieferprobleme, Produktbezeichnung weicht ab

Berlin – Zehn Millionen Dosen BA.1-Impfstoff von Biontech/Pfizer und etwa vier Millionen Dosen von Moderna hatte das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) für die kommende Kalenderwochen 36 und 37 angekündigt. Doch es kommt wohl zu wenig an, beklagte heute am Abend die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV).
„Noch bevor die neue Impfkampagne überhaupt begonnen hat, hakt es überall“, bemängelte KBV-Chef Andreas Gassen. Die Praxen hätten sich auf die Aussage verlassen, dass es von Beginn an genügend Dosen des neuen BA.1-Impfstoffes von Biontech/Pfizer geben werde.
Bisher bestellten 23.500 Arztpraxen knapp 225.000 Ampullen des Vakzins von Biontech/Pfizer, was rund 1,35 Millionen Dosen entspricht. Vom neuen Moderna-Impfstoff bestellten demnach rund 3.500 Praxen knapp 55.000 Ampullen, was etwa 275.000 Dosen entspricht, berichtet das Handelsblatt. Dies sei zwar nur ein kleiner Teil der vom Gesundheitsministerium georderten Impfdosen, aber sechs Mal mehr als die von den Praxen in der Vorwoche bestellten Impfstoffe.
Die KBV sagt, diesen Eindruck habe das Ministerium vermittelt, verbunden mit der Aussage, dass die Ärzte bereits für die kommende Woche bis zu 240 Dosen des neuen Vakzins je Praxis hätten bestellen können. Ausgeliefert davon „wurde und wird aber offenbar nur ein Teil der im Schreiben von Minister Lauterbach vom 29. August genannten Menge“, schreibt die KBV jetzt.
„Eine offizielle und aktive Information aus dem Bundesgesundheitsministerium haben wir zunächst nicht erhalten. Erst auf unser Drängen hin rückte das BMG am heutigen Freitag mit Informationen raus, die darauf hindeuten, dass deutlich weniger ausgeliefert wird als vorher vom BMG angekündigt“, erklärte Gassen.
„Das ist eine chaotische Informationspolitik des Ministeriums“, sagte auch der stellvertretende KBV-Vorstandsvorsitzende Stephan Hofmeister. Die Niedergelassenen wollten impfen, hätten ihre Organisation umgestellt und Termine mit Patienten vereinbart. „Das müssen sie nun alles wieder über den Haufen werfen, da der bestellte Impfstoff ausbleibt oder nur in geringen Mengen ausgeliefert wird“, fügte Gassen hinzu.
„Das BMG muss seiner originären Aufgabe der verlässlichen Impfstoffbeschaffung und -verteilung nachkommen und sollte eine Impfkampagne erst starten, wenn sie vernünftig vorbereitet ist. Wenn getätigte Aussagen aus welchen Gründen auch immer nicht zu halten sind, muss das BMG sofort und aktiv informieren“, erklärte Hofmeister.
Beide Vorstände forderten das BMG auf, jetzt so schnell wie möglich für Klarheit zu sorgen, mit welchen Impfstoffmengen denn nun für aktuell und in den folgenden Wochen zu rechnen sei. „Die Kolleginnen und Kollegen brauchen Verlässlichkeit“, so Gassen und Hofmeister: „Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.“
Das Ministerium hatte dem Deutschen Ärzteblatt erklärt, erste Lieferungen an den pharmazeutischen Großhandel seien bereits am Montag erfolgt. Sie würden in den kommenden Tagen fortgesetzt. Die Impfstoffe sollen dem BMG zufolge im gesamten Bundesgebiet verteilt werden. „Alle Beteiligten der Lieferkette arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, eine Auslieferung der Impfstoffe noch in dieser Woche zu ermöglichen“, sagte eine Ministeriumssprecherin.
Bekannt wurde heute auch, dass die Produktbezeichnung auf den Faltschachteln und Durchstechflaschen der neu zugelassenen variantenangepassten COVID-19-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna und stimmen teilweise nicht mit den Bezeichnungen aus der Fachinformation überein.
Darauf hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hingewiesen. Nach den Angaben der beiden Hersteller sind von der abweichenden Kennzeichnung die ersten Lieferungen der Omikron-BA.1-adaptierten Vakzine betroffen.
Denn deren Produktion seien bereits vor Erteilung der Zulassung durch die EU-Kommission angestoßen worden, als noch andere Bezeichnungen verwendet worden seien. Zudem sei die Beschriftung der entsprechenden Produkte durchgängig auf Englisch erfolgt.
Die an die Omikron-Variante BA.1 angepassten Vakzine von BioNTech/Pfizer und Moderna sind seit dem 1. September dieses Jahres für Auffrischimpfungen bei Personen ab zwölf Jahren in der Europäischen Union (EU) zugelassen.
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