Medizin

Omikron: Nirmatrelvir schützt ältere Menschen vor Hospitalisierung und Tod

  • Donnerstag, 25. August 2022
/Milos, stock.adobe.com
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Tel Aviv – Das Virustatikum Nirmatrelvir, das in den klinischen Studien vor allem an Patienten mit der Delta-Variante von SARS-CoV-2 getestet wurde, hat sich in Israel auch während der Omikronwelle bewährt.

Bei älte­ren Patienten kam es nach einer Studie im New England Journal of Medicine (2022; DOI: 10.1056/NEJMoa2204919) zu einem deutlichen Rückgang der Hospitalisierungen und Todesfälle, der bei jüngeren Patienten nicht nachweisbar war.

Die israelischen Behörden haben frühzeitig beschlossen, der Omikronwelle neben einer 2. Boosterung auch mit dem Einsatz von Virustatika zu begegnen. Das am 22. Dezember in den USA zugelassene Paxlovid (Nirmat­relvir/Ritonavir) wurde bereits ab dem 9. Januar eingesetzt.

Da die Behandlung nur in der Frühphase der Infektion sinnvoll ist, wenn die Patienten noch ambulant betreut werden, wurde es den Patienten von den Krankenkassen ins Haus geschickt, wo sie es dann über die 5 vorge­se­henen Tage einnehmen sollten. Die Adhärenz wurde von den lokalen Büros des Versicherers überprüft.

Von den 109.254 mit SARS-CoV-2 infizierten Versicherten von Clalit, dem größten der 4 Krankenversicherer des Landes, wurden 3.902 (4 %) mit Nirmatrelvir behandelt. Unter den Senioren (ab 65 Jahre) betrug der An­teil sogar 6 % (2.484 von 42.821 Infizierten). Die Behandlung erfolgte wie vorgesehen in den ersten 5 Tagen nach dem positiven Test, median bereits nach 2 Tagen. Die Adhärenz der Einahme lag bei 97 %.

Nur 11 der 2.484 Senioren, die Nirmatrelvir einnahmen, mussten im Krankenhaus behandelt werden, und es gab nur 2 Todesfälle. Nach den Berechnungen von Ronen Arbel vom Versicherer Clalit in Tel Aviv und Mitar­bei­tern betrug die Inzidenz von Krankenhauseinweisungen bei den behandelten Senioren 14,7 Fälle pro 100.000 Personentage.

Sie lag damit deutlich niedriger als bei den nicht behandelten Senioren mit 58,9 Fällen pro 100.000 Perso­nen­tage. Die adjustierte Hazard Ratio von 0,27 war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,15 bis 0,49 hoch signifikant. Die Behandlung hatte demnach das Hospitalisierungsrisiko um 73 % gesenkt. Das Sterberisiko ging bei einer adjustierten Hazard Ratio von 0,21 (0,05 bis 0,82) sogar um 79 % zurück.

Bei den jüngeren Patienten (40 bis 64 Jahre) war dagegen kein Vorteil der Behandlung nachweisbar. Nirmatre­lvir wurde hier deutlich seltener eingesetzt, und es gab nur 7 Hospitalisierungen und 1 Todesfall unter den behandelten Patienten.

Dies mag dazu beigetragen haben, dass die adjustierte Hazard Ratio von 0,74 mit einem 95-%-Konfidenzin­ter­vall von 0,35 bis 1,58 das Signifikanzniveau klar verfehlte. Beim Endpunkt Tod kam es sogar zu einem ten­denziellen Anstieg (adjustierte Hazard Ratio 1,32; 0,16 bis 10,75) des Sterberisikos, der allerdings unlogisch ist, da Nirmatrelvir sich in den klinischen Studien als gut verträglicher Wirkstoff ohne ernsthafte Sicherheits­risiken erwiesen hat.

Eine retrospektive Analyse von Versichertendaten ist immer anfällig für Verzerrungen, da nicht alle Begleitfak­toren in den Krankenakten erwähnt werden. Das tendenziell höhere Sterberisiko könnte damit zusammenhän­gen, dass die Ärzte gerade in der jüngeren Altersgruppe das Virustatikum bei den am meisten gefährdeten Patienten eingesetzt haben.

Auf die Senioren übertragen würde dies bedeuten, dass der Effekt noch größer wäre, als die Zahlen erkennen lassen. Auf jeden Fall zeigen die Erfahrungen, dass die Virustatika auch bei den Omikron-Varianten wirksam sind. Dies war auch zu erwarten, da die genetischen Unterschiede die Hülle des Virus betreffen und nicht die Protease 3CLpro, die durch Nirmatrelvir gehemmt wird.

rme

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