Politik

Politik prüft neue Wege für medizinische Versorgung in Sachsen-Anhalt

  • Mittwoch, 3. April 2024
/picture alliance, Sina Schuldt
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Magdeburg – Sachsen-Anhalt diskutiert über neue Wege in der medizinische Gesundheitsversorgung. Im Ge­sundheitsaus­schuss des Landes wurden heute mehrere Projekte dazu vorgestellt. Vertreter von Ärzten, Kom­mu­nen und Krankenkassen zeigten sich zum Beispiel skeptisch, dass ein Ärztebus die medi­zinische Versor­gung in Sachsen-Anhalt substanziell verbessern kann.

Ein solches Medimobil könne vielleicht in Ausnahmefällen helfen, ältere Menschen im ländlichen Raum zu erreichen, sagte etwa der stellvertretende Geschäftsführer des Landkreistags Sachsen-Anhalt, Michael Struck­meier. Gelöst werde das Problem des Ärztemangels damit aber nicht. Die Menschen bräuchten weiterhin Anlaufpunkte wie Arztpraxen.

Die Linke drängt auf ein Modellprojekt für den ländlichen Raum wie in Hessen. Mit einem Medimobil sollen Orte mit einer drohenden haus- und fachärztlichen Unterversorgung in regelmäßigem Rhythmus angefahren werden. Das Mobil soll wie eine Hausarztpraxis ausgestattet sein. Dazu sollen neben Laborschnelltestmög­lich­keiten auch ein Ultraschallgerät und Lungenfunktionsmessgerät gehören.

Auch Sicht der Linken könnte die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA) ein solches Mobil be­treiben und dafür Hausärzte anstellen. Hauptgeschäftsführer Martin Wenger zeigte sich jedoch skeptisch. „Das ist kein Projekt, das irgendwie selbsttragend sein wird“, sagte er. In Hessen gebe das Land einen Zuschuss.

Er warnte zudem davor, dass medizinische Geräte beim Transport beschädigt werden könnten. Sinnvoller sei es deshalb, den Nahverkehr so auszubauen, dass Patienten auch weiterhin in die Praxen kommen könnten.

Der Verband der Ersatzkassen positionierte sich ähnlich. Das Medimobil sei grundsätzlich eine gute Idee, sagte der Leiter der Landesvertretung, Klaus Holst. Es brauche aber Menschen, die so etwas umsetzten.

Wenger warf der Politik außerdem vor, nicht auf den drohenden Ärztemangel reagiert zu haben. Man habe bereits vor mehr als 20 Jahren darauf hingewiesen, dass man zu wenig Mediziner haben werde. „Es ist danach nichts passiert“, sagte Wenger.

Kritik übte auch der Gastroenterologe Michael Schwerdtfeger aus Köthen. „Die fachärztliche Versorgung in der Fläche stirbt gerade“, sagte er. Die Telemedizin werde die Probleme nicht lösen, warnte er. Kein Facharzt habe Interesse an der Durchführung von Videosprechstunden, da schon jetzt viele Patienten vor Ort zu versorgen seien.

Ein weiteres Modell stellten Vertreter der Stadt Schmölln aus Thüringen vor. Dort wurde im Ortsteil Nöbde­nitz das bestehende Bahnhofsgebäude zu einem „Gesundheitsbahnhof“ umgestaltet.

Inzwischen praktizieren dort drei Zahnärzte, zudem gibt es in dem 800-Einwohner-Ort drei Hausärzte. Die Kommunen müssten auch mal mutig sein und attraktive Standortbedingungen schaffen, sagte Bürgermeister Sven Schrade. Die Stadt profitiere von den Mieteinnahmen.

dpa

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