Politik sollte Praxisverwaltungssysteme stärker regulieren

Berlin – Die Politik muss bei der Regulierung von Praxisverwaltungssystemen (PVS) tätig werden, um deren Performance bei zentralen Anwendungen der Telematikinfrastruktur (TI) zu verbessern. Das erklärte Sybille Steiner, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), gestern in Berlin.
Die Funktionalität von zentral vorgeschriebenen Anwendungen wie der elektronischen Patientenakte (ePA) und elektronischer Verordnungen (E-Rezepte) seitens der Gematik sei zwar mittlerweile größtenteils sichergestellt, in den Arztpraxen herrsche aber weiterhin Frust über deren geringe Nutzerfreundlichkeit in den PVS.
„Die Patientenversorgung funktioniert derzeit trotz der Digitalisierung, das muss man leider so sagen“, betonte Steiner bei der Digital-Health-Messe DMEA.
Im März hatte die KBV eine Rahmenvereinbarung veröffentlicht, die Kriterien und Anforderungen an die Performance von PVS definieren soll. Sie sei zuversichtlich, dass viele Hersteller der Rahmenvereinbarung beitreten werden und die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen dadurch mehr Transparenz bei Anschaffung und Wechsel von PVS erhielten, sagte Steiner.
Dennoch sei es notwendig, auch politisch nachzusteuern. „Ich denke schon, dass wir da Regeln und gesetzliche Vorgaben brauchen“, sagte Steiner. So dürfe es nicht nur Vorschriften zur Interoperabilität geben, sondern auch zur Anwenderfreundlichkeit wie die Höchstdauer für den Download von Inhalten aus der ePA.
Vom angekündigten Umbau der Gematik zu einer dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) nachgeordneten Behörde erwarte sie dabei allerdings nicht viel, habe aber auch keine grundlegenden Einwände gegen den Schritt. „Wenn der Gesetzgeber das in seiner Weisheit so beschließt, werden wir das akzeptieren“, betonte sie.
Schließlich halte das BMG bereits jetzt 51 Prozent der Gesellschafteranteile und könne Entscheidungen auch gegen den Widerstand der Selbstverwaltungspartner durchdrücken. Davon unabhängig habe sie jedoch die Hoffnung, dass sich die Gematik künftig stärker an den realen Bedürfnissen in den Praxen orientiere, wenn sie Anwendungen spezifiziere und zulasse.
Man müsse wegkommen „von einer reinen Technikdiskussion“ und stärker auf praktische Prozesse in der Versorgung schauen. „Ich bin ganz zuversichtlich, dass die Gematik ein offenes Ohr dafür hat, auch die Praktiker stärker mit einzubeziehen“, unterstrich sie.
Mit Blick auf das Ausrollen der ePA ab Mitte Januar 2025 forderte sie von den Krankenkassen und dem BMG, „ihre Hausaufgaben zu machen und die Versicherten aufzuklären“. Ansonsten werde es lange dauern, bis die ePA in der Praxis einen Nutzen entfalten kann.
„Der 15. Januar ist aus meiner Sicht ein politisches Datum“, sagte Steiner. „Es kann nur funktionieren, wenn die Patienten wissen, was sie mit der ePA machen können.“
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: