Ärzteschaft

Steiner mahnt Kehrtwende bei Digitalisierung an

  • Freitag, 1. März 2024
KBV-Vorständin Sibylle Steiner /Screenshot DÄ
KBV-Vorständin Sibylle Steiner /Screenshot DÄ

Berlin – Für die weitere Digitalisierung im Gesundheitswesen ist eine „Kehrtwende“ notwendig. Das betonte Sibylle Steiner, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), heute. Sie forderte im Rah­men der KBV-Vertreterversammlung gesetzliche Garantien, dass Anwendungen erst dann in die Versorgung kommen, wenn sie ihre Funktionsfähigkeit und Praxistauglichkeit nachgewiesen haben.

Das beinhalte insbesondere auch praxistaugliche Verarbeitungszeiten, so Steiner. Das Signieren des elektroni­schen Rezepts (E-Rezept) oder auch der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) dürfe nicht mehr als zwei Sekunden dauern. Zudem müssten die Daten in der elektronischen Patientenakte (ePA) schnell sowie einfach und strukturiert in das eigene Praxisverwaltungssystem (PVS) übernommen werden können.

Bezüglich der PVS sprach Steiner von einer „positiven Tendenz“, dass das Bundesgesundheitsministerium (BMG) und die Gematik endlich erkannt hätten, welche zentrale Rolle die Praxisverwaltungssysteme bei der Digitalisierung und bei der Umsetzung der ePA spielten.

Das von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angekündigte Maßnahmenpaket zur Modernisie­rung der PVS-Landschaft bleibe aber bislang vage. In entsprechenden Gesprächen werde zudem immer wie­der erkennbar, dass sich das BMG schlussendlich auf die Formel reduziere: „Dann müssen die Praxen ihr PVS eben wechseln.“

Unter dem Strich würden so aber Aufwand, Kosten und Risiko auf die Ärzte und Psychotherapeuten abgescho­ben, warnte Steiner. Zudem bestehe nach wie vor ein Hauptkritikpunkt der Praxen: Die im Digitalgesetz ver­an­kerten Sanktionen, die sich gegen die Praxen richten, seien bislang nicht zurückgenommen worden.

Ein „weiterer Schmerzpunkt“ aus Sicht Steiners: Wie die eAU sei auch das E-Rezept noch kein vollständig digi­talisierter Prozess. Die resultierenden Systembrüche bedingten Mehraufwand – etwa bei der Versorgung von Patientinnen und Patienten in Pflegeheimen.

Die oft vorgebrachte Formel Lauterbachs, wonach mehr Digitalisierung zu weniger Bürokratie führt, gehe derzeit noch nicht auf. Man habe dem BMG pragmatische Lösungsvorschläge unterbreitet, die den Praxen ein rechtssicheres Vorgehen ermöglichen und den Aufwand reduzieren sollten.

Positive Entwicklungen sehe man beim Thema Regresse. Die Ankündigung des Bundesgesundheitsministers zur Einführung einer Bagatellgrenze stelle einen „wichtigen ersten Schritt für den Weg aus einer Misstrauens­kultur“ dar, so Steiner. Diesen Schritt gelte es jetzt zu konkretisieren, zu erweitern – und vor allem tatsächlich in ein Gesetz zu gießen.

aha

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