Potenzial an Berufsrückkehrern in der Pflege ist hoch

Berlin – Knapp die Hälfte der Pflegekräfte, die in den vergangenen Jahren aus dem Beruf ausgeschieden sind, kann sich einen Wiedereinstieg in die Pflege vorstellen. Das geht aus der #PflegeComebackStudie vor, die das Institut Psyma Health & Care im Auftrag des Medizin- und Pflegeprodukteherstellers Hartmann erstellt hat und für die 71 Pflegekräfte befragt beziehungsweise interviewt wurden.
Nach Hochrechnungen des Unternehmens könnte es sich dabei um 120.000 bis 200.000 Pflegekräfte handeln. Sieben von zehn der Befragten könnten sich dabei sogar vorstellen, wieder in derselben Einrichtung zu arbeiten, aus der sie ausgeschieden sind, erklärte der CEO der Hartmann Gruppe, Andreas Joehle, heute vor Journalisten in Berlin. Als Voraussetzung, um wieder in ihrem alten Job zu arbeiten, fordern etwa 40 Prozent der Befragten andere Strukturen und Arbeitsbedingungen. 36 Prozent wünschen sich dafür die Einstellung von mehr Personal. 30 Prozent wollen eine bessere Bezahlung.
„Ich habe aufgehört, weil ich die Verantwortung nicht mehr übernehmen wollte, Dinge zu tun, die ich nicht mit meinem Leitbild von guter Pflege verbinden konnte“, sagte die ehemalige Intensivpflegerin Radostina Filipowa, die seit vier Jahren in einem anderen Beruf arbeitet. Seitdem sie ihre Arbeit in der Pflege vor 21 Jahren aufgenommen habe, sei der Personalschlüssel in ihrer Einrichtung immer kleiner geworden. Dadurch sei der Druck bei der Arbeit stark angestiegen. Sie habe nicht mehr schlafen können und Angst davor gehabt, der Verantwortung für ihre Patienten nicht mehr gerecht werden zu können.
Neue Arbeitszeitmodelle
Die Bekämpfung des Pflegemangels ist derzeit eines der wichtigsten Themen im gesundheitspolitischen Berlin. Nachdem in dem vor kurzem verabschiedeten Pflegepersonal-Stärkungsgesetz die Grundlage dafür geschaffen wurde, dass Pflegestellen künftig von den Krankenkassen vollständig refinanziert werden, suchen Experten unter der Leitung von drei Bundesministerien derzeit nach Möglichkeiten, diese Stellen auch wirklich zu besetzen.
„Ich glaube, es gibt ein hohes Potenzial an ehemaligen Pflegekräften, die gerne in ihren alten Job zurückkehren würden, und an Teilzeitkräften, die gerne wieder in Vollzeit arbeiten würden – allerdings nur unter geänderten Rahmenbedingungen“, sagte der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus. Wichtig dafür seien zum Beispiel verlässliche Arbeitszeiten oder neue Arbeitszeitmodelle.
Westerfellhaus schlug unter anderem ein Modell vor, bei dem Pflegekräfte drei Tage arbeiten und dann drei Tage frei haben. Filipowa könnte sich eine Rückkehr in den Beruf in einem solchen Modell vorstellen. Früher habe sie oft sieben oder neun Tage am Stück arbeiten müssen. Oft sei sie dabei am Wochenende eingesprungen. „Das war wirklich sehr anstrengend, für den Geist und für den Körper“, sagte sie. „Drei Tage am Stück frei zu haben, wäre eine deutliche Verbesserung.“
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