Psychische Belastung Hauptgrund für Vater-/Mutter-Kind-Kuren

Berlin – Hauptgrund für Vater-/Mutter-Kind-Kuren im vergangenen Jahar waren psychische Störungen. Das geht aus Zahlen zum Jahresbericht des Müttergenesungswerkes (MGW) hervor, die heute in Berlin vorgestellt wurden. Demnach litten 87 Prozent der Frauen, die an den Kuren teilnahmen unter Erschöpfungszuständen bis zum Burn-Out, Angstzustände, Schlafstörungen, Depressionen oder akuten Belastungsreaktionen. Bei den Männern gaben dies 83 Prozent der Kurteilnehmer an.
Es folgten bei Männern (37 Prozent) und Frauen (43 Prozent) die Muskel-Skelett-Erkrankungen als Gründe für eine Kur. Bei den Väter waren Herz-Kreislauf-Probleme (elf Prozent) zudem ausgeprägter als bei den Müttern, die eher unter Stoffwechselstörungen (zwölf Prozent) litten. Als Ursachen nannte Kuratoriumsvorsitzende Kirsten Soykeständigen Zeitdruck, berufliche Belastung oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dem Bericht zufolge nahmen im vergangenen Jahr 71.000 mitreisende Kinder und 49.000 Mütter sowie rund 1.600 Väter an Vater-Kind-Maßnahmen des MGW teil.
Ablehnungsquote zu hoch
Trotz veränderter Rollenbilder, bleibe an den Frauen der größte Teil der Familienarbeit hängen, erklärte die Frau des Bundespräsidenten, Elke Büdenbender, die erstmals als Schirmherrin der Organisation an der Pressekonferenz teilnahm. Es sei wichtig, dass Mütter, aber auch Väter oder pflegende Angehörige Unterstützung erhielten. „Wenn es den Eltern gut geht, dann geht es auch den Kindern gut“, sagte Büdenbender.
Die Ablehnungsquote der Krankenkassen für die Kuranträge lag 2016 bei zwölf Prozent. Allerdings seien zwei Drittel aller Widersprüche gegen diese Ablehnungen erfolgreich gewesen, sagte MGW-Geschäftsführerin Anne Schilling. „Das zeigt eine hohe Zahl von Fehlentscheidungen seitens der Krankenkassen“, bedauerte sie. Zuletzt waren die Krankenkassen wegen ihres Bewilligungsverhalten in die Kritik geraten. Zuletzt hatte es eine Ermahnung der Kassen von der Patientenbeauftragten der Bundesregierung gegeben.
Der MGW betonte zudem, Mütter und Väter hätten einen hohen Informations- und Aufklärungsbedarf. Im Antragsverfahren sei es sehr wichtig, keine zusätzlichen Belastungen zu schaffen, sondern kompetente Unterstützung zu bieten. Bemängelt wurde dabei der Rückgang der Beratungsstellen von bundesweit 1.400 (2006) auf 1.200 im vergangenen Jahr.
„Wenn wir von rund zwei Millionen kurbedürftigen Müttern in Deutschland ausgehen, aber nur 130.000 sich beraten lassen, sehen wir, dass das Potential der Beratungsmöglichkeiten nicht ausgeschöpft ist und leider nur ein Bruchteil eine Kurmaßnahme beantragt“, sagte Soyke. Breitere Information und individuelle Beratung seien wesentlich, damit die Mütter und Väter ihren gesetzlichen Anspruch auch wahrnehmen könnten.
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