Psychoonkologie: Versorgung weiter stärken

Berlin – Bei dem im Nationalen Krebsplan definierten Ziel, allen Krebspatienten bei Bedarf eine angemessene psychosoziale und psychoonkologische Versorgung zukommen zu lassen, habe man durchaus Fortschritte erzielt. Trotzdem bestünden noch Herausforderungen, betonte Peter Herschbach, ehemaliger Direktor des Comprehensive Cancer Center München (CCC München) und Mitglied im Beirat der Arbeitsgemeinschaft für Psychoonkologie in der Deutschen Krebsgesellschaft, auf dem 35. Deutschen Krebskongress.
In mehrjähriger Arbeit habe man im Jahr 2010 gemeinsam ein Maßnahmenpaket erarbeitet, welches die Situation verbessern sollte, so Herschbach. In diesem Kontext habe das Bundesgesundheitsministerium (BMG) unter anderem einen psychoonkologischen Förderschwerpunkt umgesetzt und mehrere entsprechende Projekte in der Versorgungsforschung finanziert. Zudem sei eine bundesweite Bestandsaufnahme der psychoonkologischen Versorgung finanziert worden.
Auch eine Finanzierung der Krebsberatungsstellen sei mittlerweile erfolgt – für Herschbach ein „echter Gewinn“ nach „langem mühsamem Kampf“. Allerdings bestünden durchaus noch offene Probleme. Herschbach verwies beispielhaft auf die „heterogene und ungeklärte“ Finanzierung der stationären Psychoonkologie.
In ambulanten Settings gebe es ebenfalls Herausforderungen. Die ambulante Psychotherapie bei Krebspatienten werde im Rahmen der Richtlinientherapie finanziert, was eine psychiatrische Diagnose sowie ein klassisches Antragsverfahren erfordere – diese Bedingungen bezeichnete Herschbach als „inadäquat“. Bei Krebspatienten liege oft trotz hoher Belastung keine psychische Störung im Sinne der ICD-Codierung vor. Hier müsse eine passendere Kategorisierung geschaffen werden.
Einen weiteren kritischen Punkt stelle das Nutzungsverhalten der Patienten bezüglich psychoonkologischer Angebote dar. Dies sei „katastrophal schlecht“, so Herschbach. Ungefähr 50 Prozent der als hochbelasteten identifizierten Patienten würden psychoonkologische Unterstützung ablehnen.
Oftmals seien die Angebote zu pauschal und sollten deshalb entsprechend der verschiedenen Zielgruppen weiter ausspezifiziert werden – dieser Prozess laufe. Zusätzlich müsse man auch bei der patientenzentrierten Informationspolitik bezüglich der Versorgungsangebote „kreativer werden“.
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