RKI rechnet mit steigender COVID-19-Sterberate

Berlin – Mehr als 61.913 Personen haben sich in Deutschland mit dem SARS-CoV-2-Virus infiziert (Stand 31.3. um 0 Uhr), das sind 4.615 mehr als am Vortag. Und 583 Patienten sind an den Folgen der COVID-19-Pneumonie gestorben, rund 16.100 gelten als genesen. Diese Zahlen stellte das Robert-Koch-Institut (RKI) heute bei seiner Pressekonferenz vor.
„Im Moment liegt die Sterberate bei 0,8 Prozent, die Meldungen haben aber einen Zeitverzug“, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler: „Und wir haben jetzt ja auch leider Erkrankungsfälle in Pflege- und Altenheimen. Daher müssen wir davon ausgehen, dass die Sterberate ansteigen wird.“
Keine Notwendigkeit zur allgemeinen Mundschutzpflicht
Die aus den erfassten Fällen errechnete Sterberate liege in Deutschland bisher deutlich niedriger als in der Europäischen Union insgesamt mit etwa 7,6 Prozent. Den Grund für die momentan noch moderate Quote sieht Wieler in den frühen und vielen Testungen. Deshalb seien in Deutschland auch viele leichte Erkrankungsfälle registriert, die nicht zum Tod führten. Bislang würden rund 350.000 Menschen pro Woche getestet. Mehr sei im Moment mit herkömmlichen Tests nicht möglich.
Wieler wies daraufhin, dass jede Person an COVID-19 erkranken kann– unabhängig vom Alter: „Das Risiko, schwer zu erkranken, steigt jedoch mit dem Alter – ob man Vorerkrankungen hat oder nicht. Auch gebe es mehr männliche Todesfälle als weibliche. Das Durchschnittsalter von den in Deutschland an COVID-19 gestorbenen Personen liege bei 80 Jahren; die jüngste Person war 28 Jahre alt und litt an Vorerkrankungen.
Das RKI sieht in Deutschland derzeit keine Notwendigkeit für eine Mundschutzpflicht in Supermärkten wie in Österreich. Bei einem SARS-CoV-2-Infizierten sei das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sicherlich „sinnvoll“, um andere Menschen vor einer Ansteckung zu schützen, so Wieler. Auch ein selbst hergestellter Mundschutz halte Tröpfchen beim Husten und Niesen zurück, die das Virus übertragen könnten. FFP2-Masken sollten dem medizinischen Personal vorbehalten bleiben.
Aufruf an Kliniken zur Beteiligung am DIVI-Intensivregister
Als sehr erfreulich erachtet das RKI die rege Teilnahme von Kliniken im neu geschaffenen DIVI-Intensivregister, eine Initiative der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), des RKI und der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).
Auf dieser Website können die freien Beatmungsplätze aller teilnehmenden Kliniken in Deutschland registriert und abgefragt werden. Auf diese Weise kann nicht nur die Ärzteschaft, sondern auch Feuerwehr- und Rettungsdienste schnell und unkompliziert freie Bettenkapazitäten finden. Derzeit speisen bereits 814 von etwa 1.160 intensivbetten-führenden Kliniken tagesaktuell ihre Kapazitäten ein.
„Dies ermöglicht eine bessere regionale Koordinierung der intensivstationären Betten. Ich bitte dringend alle Krankenhäuser, sich an dieser Aktion zu beteiligen, um auf dieser Basis eine optimale Versorgung der COVID-19-Patienten sicherzustellen“, betonte Wieler.
Bevölkerung gut informiert
Darüber hinaus ist das RKI beteiligt an dem COVID-19 Snapshot Monitoring (COSMO), das von Forscherinnen um die Psychologin Cornelia Betsch von der Universität Erfurt zur psychischen Situation der Bevölkerung erhoben wird. Wöchentliche repräsentative Stichproben von etwa 1.000 Deutschen über einen Onlinefragebogen ermitteln, wie gut die Bevölkerung über das neue Coronavirus Bescheid weiß.
Die Umfrage zeigt, dass die meisten Menschen gut über das SARS-CoV-2-Virus informiert sind. Sie wissen, wie es sich überträgt, wie lange die Zeitspanne zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung ist und wie man sich im Alltag schützt.
An der Umsetzung hapert es allerdings: 89 Prozent der Menschen wissen etwa, dass sie bei Krankheitssymptomen in Quarantäne bleiben sollten, aber nur 63 Prozent tun das dann tatsächlich. Die Befragung zeigt auch, dass besser gebildete Menschen sich weniger schützen und dass die Risikowahrnehmung älterer Menschen niedriger ist als die von Jüngeren.
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