Ärzteschaft

47. Psychotherapeutentag: Unzufriedenheit mit den Regelungen zur Finanzierung der Weiterbildung

  • Montag, 17. November 2025
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Berlin – Beim 47. Deutschen Psychotherapeutentag (DPT) zeigte sich die Präsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) unzufrieden mit dem, was trotz jahrelanger Gespräche, Proteste von Studierenden und Verbänden bei der Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung erreicht worden ist. „Das reicht bei Weitem nicht aus“, sagte Andrea Benecke vorgestern in Berlin, „trotzdem werden wir erstmal damit arbeiten müssen.“

Zwar sei die Verankerung im Gesetz zur Befugniserweiterung und Entbürokratisierung in der Pflege zur teilweisen Finanzierung der Weiterbildung für die Weiterbildungsambulanzen zu würdigen, so Benecke. Mit der Gesetzesvorlage vom 10. Oktober werden die Weiterbildungsambulanzen verpflichtet, von der Vergütung, die sie von den Krankenkassen für die durch einen Weiterbildungsteilnehmer erbrachte Leistung erhalten, jeweils einen Anteil in Höhe von mindestens 40 Prozent an die oder denjenigen auszuzahlen. 

Keine Finanzierungslösung ist indes für die Supervision der durchgeführten Therapien der Psychotherapeuten in Weiterbildung (PtW), die Vermittlung von Fachkenntnissen und die Selbsterfahrung vorgesehen. Die Finanzierung der Weiterbildung in Praxen, Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und Kliniken wird in dem Gesetz nicht erwähnt.

„Erfreulich ist dabei, dass die Weiterbildungsambulanzen nun gesetzlich verankert werden. Sie können die Vergütung mit den Kassen verhandeln, auch wenn das wohl nicht einfach wird“, betonte Benecke.  Ein Teilerfolg sei auch gewesen, dass Praxen und MVZ ihren Praxisumfang bei der Beschäftigung von Weiterbildungsassistentinnen und -assistenten erweitern können.

Das reiche aber nicht aus, konstatierte sie vor der Delegiertenversammlung. Die Profession werde daher weiterhin dafür kämpfen, dass für Praxen und MVZ ein Gehaltszuschuss verankert werde, um die Kosten für das Gehalt sowie zur Gewährleistung des Fachpsychotherapeutenstandards zu decken. Man werde auch dafür streiten, dass den Weiterbildungsambulanzen die Kosten für die Vermittlung von Fachkenntnissen, Supervision und Selbsterfahrung ausfinanziert werden.

Auch werde die BPtK sich weiter dafür stark machen, dass für die Kliniken eine Übergangsregelung gefunden werde, sodass Psychotherapeuten in Ausbildung (PiA) wie Psychotherapeuten in Weiterbildung (PiW) Personalstellen finden.

Bundesweit wurden nach Angaben der Bundespsychotherapeutenkammer bisher von den Landespsychotherapeutenkammern 1.634 Weiterbildungsstellen zugelassen, davon 1.168 im ambulanten Bereich, 466 im stationären Bereich und 22  im sogenannten institutionellen Bereich, als zum Beispiel in der Suchthilfe, in Erziehungsberatungsstellen, im Öffentlichen Gesundheitsdienst und in der Prävention.

„Diese stehen jedoch bisher nur auf dem Papier, die Besetzung ist abhängig von einer ausreichenden Finanzierung“, erklärte Benecke. „Und wir brauchen viel mehr.“ Die Absolventinnen und Absolventen der Studiengänge Klinische Psychologie und Psychotherapie seien inzwischen „hoffnungslos und frustriert“ angesichts des Mangels an Stellen, und auch in 2026 werde man nicht allen Absolventen eine Weiterbildungsstelle anbieten können. Viele Studierende zögerten ihren Studienabschluss hinaus, solange die Finanzierung der Weiterbildung nicht geregelt sei.

Die BPtK-Präsidentin hob die Bereitschaft einiger Kassenärztlicher Vereinigungen (KVen) hervor, die Weiterbildung mit einem Gehaltszuschuss fördern zu wollen. Aktuell seien das die KVen Hamburg, Rheinland-Pfalz und Sachsen. Das sei sehr gut, aber „ein Tropfen auf den heißen Stein“. Weiterer Regelungsbedarf sei erforderlich.

Die psychotherapeutische Weiterbildung im institutionellen Bereich sei weiterhin „Pionierarbeit“, betonte Benecke, und gestalte sich aktuell zudem schwieriger aufgrund von Mittelkürzungen in den Kommunen. Entwickelt würden zurzeit „Leuchtturmprojekte“ in Kooperation von Trägern und den Landeskammern. Insbesondere die Suchthilfe sei sehr an den angehenden Fachpsychotherapeuten interessiert.

PB

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