Ausland

Biden schwört Amerikaner auf harten Pandemiewinter ein

  • Dienstag, 10. November 2020
/picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Carolyn Kaster
/picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Carolyn Kaster

Washington – Der gewählte US-Präsident Joe Biden hat einen entschiedenen Kampf ge­gen das Coronavirus SARS-CoV-2 angekündigt und die Amerikaner auf harte Zeiten ein­geschworen.

„Uns steht immer noch ein sehr dunkler Winter bevor“, sagte der Demokrat in sei­nem Heimatort Wilmington im US-Bundesstaat Delaware am Montag. Er kündigte an, im Kampf ge­gen die Pandemie keine Mühe zu scheuen, sobald er am 20. Januar 2021 vereidigt werde.

Biden sagte, trotz positiver Nachrichten bei der Suche nach einem Impfstoff werde es noch Monate dauern, bis er weiträumig zur Verfügung stehe. Er appellierte an die Ameri­kaner, Masken zu tragen. „Eine Maske ist kein politisches Statement. Aber es ist ein guter Weg, um das Land zusammenzubringen.“

Der bei der Wahl am vergangenen Dienstag unterlegene US-Präsident Donald Trump hatte das Tragen einer Maske zum Politikum gemacht. Als er im April im Weißen Haus die Empfehlung der Gesundheitsbehörde CDC verkündete, Masken zu tragen, fügte er hinzu: „Ich habe mich entschieden, es nicht zu tun.“

Entgegen der Ratschläge von Gesundheits­experten hielt Trump (74) bis zuletzt teils mehr­fach täglich Wahlkampfveranstaltungen mit Tausenden Menschen ab, die – seinem Beispiel folgend – meist keine Masken trugen.

Im Wahlkampf verspottete Trump seinen Kontrahenten Biden (77) für dessen Vorsicht und für dessen konsequentes Tragen einer Maske. Trump musste Anfang Oktober selbst we­gen einer COVID-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden. Danach rief er die Amerikaner nicht zur Vorsicht auf – sondern dazu, „keine Angst“ vor dem Virus zu haben.
Der Präsident forderte, sie müssten lernen, mit dem Erreger zu leben. Mehrfach sagte Trump, das Virus werde von alleine verschwinden.

Die USA mit ihren rund 330 Millionen Einwohnern näherten sich gestern der Marke von zehn Millionen bestätigten Infektionen seit Beginn der Pandemie. Nach der Statistik der Johns-Hopkins-Universität von gestern wurden in den fünf Tagen zuvor jeweils mehr als 100.000 Neuinfektionen bestätigt. Mehr als 237.000 Menschen kamen nach einer Infek­tion ums Leben. Eine Mehrheit der Amerikaner bescheinigt Trump in Umfragen seit Mona­ten ein schlechtes Krisenmanagement.

Biden kam gestern erstmals mit seinem neuen Expertenrat zusammen, der die Politik seiner Regierung im Kampf gegen die Pandemie gestalten soll. „Ich werde mich von der Wissenschaft und von Experten informieren lassen“, betonte er. Der Rat wird von früheren Regierungsexperten und Wissenschaftlern geleitet. Biden trat in Wilmington vor einem blauen Hintergrund mit der Aufschrift „Büro des gewählten Präsidenten“ und „COVID-19-Briefing“ auf.

Biden machte deutlich, dass er eine amerikanische Führungsrolle im weltweiten Kampf gegen die Coronapandemie anstrebt. „Weil wir wissen, dass wir COVID-19 erst dann voll­ständig besiegen werden, wenn wir es überall besiegen, umfasst mein Expertenrat auch Fachleute zum globalen Gesundheitswesen, damit wir die globale Führungsrolle im Kampf gegen diese Pandemie wiederherstellen können“, sagte er.

Biden kündigte einen umfassenden Plan für den Kampf gegen Corona in den USA an. Es gehe darum, die besonders verletzlichen Gruppen vorrangig zu schützen. Dabei nannte er Schwarze, Latinos und Menschen asiatischer Herkunft, die härter von der Pandemie ge­troff­en seien als andere. Alle Amerikaner sollten einen kostenlosen Zugang zu einem Impfstoff erhalten, versprach der gewählte Präsident.

Biden hielt bei seinem Auftritt eine Maske in die Kameras. Während der Arbeit an einem Impfstoff bleibe die Maske „die stärkste Waffe gegen das Virus“, sagte er. „Es spielt keine Rolle, für wen Sie gestimmt haben. Wo Sie vor dem Wahltag standen. Ihre Parteizugehö­rigkeit, ihre politische Meinung spielt keine Rolle. Wir können Zehntausende von Men­schen­leben retten, wenn nur jeder für die nächsten Monate eine Maske tragen würde.“

Der gewählte Präsident betonte: „Vielleicht retten wir das Leben der Person, die ein Regal in Ihrem örtlichen Lebensmittelgeschäft einräumt, vielleicht retten wir das Leben eines Mitglieds Ihrer religiösen Stätte, vielleicht retten wir das Leben eines Lehrers Ihrer Kin­der. Vielleicht retten wir Ihr Leben. Ich bitte Sie inständig, eine Maske zu tragen. Machen Sie es für sich selbst. Tun Sie es für Ihren Nachbarn.“

In der Trump-Regierung greift das Coronavirus indes in den obersten Etagen weiter um sich. Wohnungsbauminister Ben Carson wurde positiv getestet, wie das Ministerium ges­tern bestätigte. Informationen zu seinem Zustand gab es zunächst nicht.

Carson war in der Wahlnacht am Dienstag vergangener Woche bei einer Veranstaltung im Weißen Haus mit mehr als 150 Teilnehmern. Vergangene Woche war auch die Infektion von Trumps Stabschef Mike Meadows bekannt geworden.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung