Ausland

ECDC warnt vor Mpox-Anstieg im Frühjahr und Sommer

  • Freitag, 14. April 2023
/TuMeggy, stock.adobe.com
/TuMeggy, stock.adobe.com

Berlin – Die seit dem Höchststand im Juli abgeebbte Mpox-Epidemie könnte schon bald wieder mehr Infektio­nen verursachen. Davor warnte die EU-Gesundheitsbehörde ECDC in einer Pressemitteilung. In einem heute ver­öffentlichten Bericht empfiehlt die ECDC eine Strategie zur Bekämpfung eines anstehenden MPox-Ausbruchs an.

„Es besteht die Gefahr eines Anstiegs in der kommenden Frühjahrs- und Sommersaison aufgrund von Festlich­keiten und vermehrten Urlaubsreisen“, sagte Andrea Ammon, Direktorin des ECDC. Eine frühzeitige Diagnose, Isolierung, Benachrichtigung der Partner und Rückverfolgung von Kontakten seien nach wie vor entscheidend und sollten durch Impf- und Verhaltensänderungsstrategien unterstützt werden, so Ammon weiter.

Mpox-Tests sollten auf breiter Basis zur Verfügung gestellt werden, insbesondere in klinischen Einrichtungen für Männer, die Sex mit Männern haben. Mpox-Impfstoffe können als Postexpositionsprophylaxe (PEPV) nach Affen­pockenexposition oder als primäre präventive Impfung vor der Infektion (PPV) für Personen mit hohem Exposi­tionsrisiko während dieses Ausbruchs verwendet werden. Die ECDC betont zudem den Nutzen einer Informa­tions­kampagne und der Pharmakovigilanz.

Die Mitgliedstaaten haben nationale Entscheidungen über die besten Strategien und Zielgruppen getroffen, die für den lokalen epidemiologischen Kontext geeignet sind.

Deutschland hat ausreichend Mpox-Impfstoff

Im Fall eines erneuten Affenpockenvirusausbruchs empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut (RKI) den Pockenimpfstoff Imvanex für die PEP und für die Indikationsimpfung von Personen mit einem erhöhten Expositions- und Infektionsrisiko. Das Deutsche Ärzteblatt hat berichtet:

Bereits im Juni habe der Bund 40.000, im Juli 5.300 Impfdosen an die Länder geliefert, teilte das Bundesminis­te­rium für Gesundheit im August 2022 mit. In bilateralen Verträgen habe der Bund 240.000 Dosen des Impf­stoffs Jynneos/Imvanex bestellt.

Weitere Lieferungen würden im Laufe des Jahres erwartet, so das BMG. Das ZDF berichtete im Februar über 300.000 Impfdosen, die Deutschland erhalten haben soll. Davon wurde laut RKI Impfmonitor aber erst weniger als ein Viertel verimpft.

Vor allem zweite Impfdosen, weniger neue Impflinge

Vorläufigen Daten zufolge sollen laut ECDC bis zum 3. März 2023 mehr als 300.000 Impfstoffdosen in 25 Län­dern der Europäischen Union/des Europäischen Wirtschaftsraums (EU/EWR) verabreicht worden sein.

In Deutschland wurden bis Februar 2023 gut 65.000 Impfungen vor allem an Männer (97 Prozent) verabreicht, knapp 43 Prozent davon in Berlin und gute 23 Prozent in Nordrhein-Westfahlen (RKI Impfmonitor). Die höchsten Impfquoten wurden mit etwa 15 Prozent in den Monaten September bis November 2023 erreicht. Im Januar 2023 waren es nur noch 4.890 (7,5 Prozent).

In den ersten Monaten des Ausbruchs wurde PEPV verabreicht, danach folgte PPV, wobei die meisten Dosen (86 Prozent) während des gesamten Zeitraums als PPV verabreicht wurden. An der Gesamtzahl der monatlich verab­reichten Dosen würden zunehmend Zweitimpfungen verzeichnet, während der Anteil der ersten Dosen (neue Impflinge) abnehme, berichtete die ECDC. Auch laut RKI-Impfmonitor waren im Februar der überwiegende Teil der Impfungen Zweitimpfungen (68,7 Prozent), in 31,1 Prozent der Fälle erhielten Personen Erstimpfungen.

Seit dem 16. Mai 2022 und bis zum 4. April 2023 wurden aus 29 Ländern der EU/EWR 21.170 Fälle von Mpox, darunter sechs Todesfälle, gemeldet. Die meisten Fälle wurden bei Männern (98,1 Prozent) im Alter zwischen 18 und 40 Jahren (64,6 Prozent) festgestellt, und zwar hauptsächlich bei Männern, die Sex mit Männern haben.

Netzwerkimmunitäts-Theorie zum Mpox-Rückgang

Die wöchentliche Zahl der in der EU/im EWR gemeldeten Mpox-Fälle erreichte im Juli 2022 einen Höchststand, und seither ist ein stetiger Rückgang zu beobachten, der Ende Dezember 2022 ein Plateau mit sehr niedrigen Zahlen erreicht hat.

Der Rückgang der Epidemie nach Juli 2022 bleibt jedoch unzureichend erklärt. Christophe Van Dijck vom Insti­tut für Tropenmedizin in Antwerpen, Belgien, sagte beim European Congress of Clinical Microbiology & Infecti­ous Diseases (ECCMID) in Kopenhagen: „Der rasche Anstieg der Fälle im Mai 2022 wurde wahrscheinlich durch eine effiziente Virusübertragung bei sexuellen Kontakten zwischen Personen mit hoher Partnerfluktuation in einem dichten und geografisch ausgedehnten sexuellen Netzwerk verursacht.“

Unzureichende Kenntnisse über die Krankheit sowie die asymptomatische und präsymptomatische Übertragung könnten die Ausbreitung der Krankheit begünstigt haben. Der anschließende Rückgang ließe sich durch ein verbessertes Bewusstsein und Verhaltensänderungen in der Risikobevölkerung sowie der Erwerb einer durch Impfung oder Infektion hervorgerufenen Immunität erklären.

In einer Datenanalyse einer PrEP-Population kommt das Team um Van Dijck jedoch zu einem anderen Ergebnis (ECCMID-Abstract): In dieser Population stieg die Gesamtzahl der Sexualpartner im Laufe der Zeit. „Die durch die Infektion hervorgerufene Immunität der Personen im Kern des sexuellen Netzwerks erzeugte eine Netzwerkimmunität, die die Epidemie aufhielt.“ Die belgischen Frorschenden arbeiten jetzt an serologischen und Modellierungsstudien, um festzustellen, ob diese Hypothese zutrifft.

gie

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung