Ausland

Europäische Union will stärker gegen Impfskepsis kämpfen

  • Donnerstag, 12. September 2019
Tedros Adhanom Ghebreyesus /picture alliance, Xinhua
Tedros Adhanom Ghebreyesus /picture alliance, Xinhua

Brüssel – Sinkende Impfraten bedrohen nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Europäischen Union (EU) das Leben von Kindern in zahlreichen Ländern. Das zeigte heute ein Impfgipfel in Brüssel.

„In Europa sterben Kinder an vermeidbaren Krankheiten“, sagte WHO-Generaldirektorder Tedros Adhanom Ghebreyesus. Alle Länder müssten stärker gegen falsche Information und Impf­skepsis kämpfen, erklärte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.

EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis plädierte für eine Impfpflicht in Ländern mit sinkenden Impfraten. „Wenn man sich das epidemiologische Bild anschaut und sieht, dass man keine Chance auf einen raschen umfassenden Impfschutz hat, sollte man es verpflichtend machen“, sagte Andriukaitis in Brüssel.

Kinder hätten das Recht zu leben, das könne man nicht ignorieren. „Wenn Eltern das nicht verstehen, müssen wir uns fra­gen, wer Verantwortung übernimmt. Natürlich ist das Parla­ment verantwortlich und die Regierung.“

Die WHO schlägt schon lange unter anderem wegen weltweit steigender Masernfälle Alarm. In der Region Europa wurden im ersten Halbjahr 2019 rund 90.000 Fälle regis­triert. Das waren bereits mehr als die 84.462 Fälle im gesamten Jahr 2018.

Viel zu viele Menschen säßen dem Irrglauben auf, dass Impfstoffe Krankheiten verursa­chten statt gegen sie vorzubeugen, sagte Juncker. Auch der Irrglaube, dass Pharmafirmen aus Profitgier für Impfungen werben, sei verbreitet. Dagegen müsse gekämpft werden. „Wir müssen das Vertrauen in Impfungen wieder herstellen, und dabei müssen alle mit­machen“, sagte er.

„Impfungen sind eine der wichtigsten Erfindungen in der Geschichte der Medizin“, sagte WHO-Chef Tedros. Ein experimenteller Ebolaimpfstoff helfe im Kongo gerade dabei, die Ausbreitung der tödlichen Krankheit einzudämmen. Für Tests in Afrika gebe es jetzt einen Impfstoff gegen Malaria.

Tedros forderte mehr Investitionen in neue Impfstoffe sowie mehr Hilfsgelder, um Kinder auch in entlegenen Konflikt- oder Katastrophengebieten mit lebensrettendem Impfstoff zu erreichen. „Die Ärmsten und am stärksten Benachteiligten laufen die größte Gefahr, leer auszugehen“, sagte er. „Impfungen unterbrechen einen Teufelskreis, der Kinder in Armut gefangen hält.“

dpa

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