Ausland

Iran: Revolutionsgarde in Krankenhaus eingedrungen

  • Montag, 21. November 2022

Paris – Mitglieder der Islamischen Revolutionsgarde sollen am vergangenen Freitagabend in ein Krankenhaus in der westiranischen Stadt Bukan eingedrungen sein. Das berichtet die Menschenrechtsgruppe Hengaw.

Demnach haben die Revolutionsgarde in der Klinik den Leichnam eines getöteten Demonstranten „beschlag­nahmt und ihn heimlich begraben“. Zudem hätten sie auf seine Familie geschossen und „mindestens fünf Menschen“ verletzt, hieß es.

Aktivisten werfen den iranischen Sicherheitskräften vor, getötete Demonstranten heimlich zu begraben, um zu verhindern, dass ihre Beerdigung weitere Proteste gegen die iranische Staatsführung auslösen.

Die mittlerweile seit zwei Monaten andauernde Protestwelle im Iran wurde durch den Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini ausgelöst. Die 22-Jährige war von der sogenannten Sittenpolizei verhaftet worden, weil sie ihr islamisches Kopftuch nicht den Regeln entsprechend getragen haben soll. Sie starb kurze Zeit später im Krankenhaus.

Bei den Protesten sind der Organisation Iran Human Rights (IHR) zufolge bisher 378 Menschen getötet wor­den – darunter 47 Kinder. Bei jüngsten Protesten in der Provinz Kurdistan erschossen Sicherheitskräfte laut der in Norwegen ansässigen Menschenrechtsgruppe Hengaw mindestens drei Menschen. Teheran beschul­digte erneut westliche Länder, darunter auch Deutschland, „die Lage im Iran zu beeinflussen“.

Der Organisation IHR zufolge betreibt die Führung in Teheran mit Blick auf die kommende Sitzung des UN-Menschenrechtsrates eine „Lügen-Kampagne“. So schreibe die Regierung die Tötung von Demonstranten der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zu und wolle dies „als Vorwand für einen breiteren Einsatz von scharfer Munition nutzen“, sagte der IHR-Vorsitzende Mahmood Amiry-Moghaddam.

Auch die Menschenrechtsgruppe Hengaw betonte, die Sicherheitskräfte hätten den „Einsatz von tödlichen Waffen bei Angriffen auf Demonstranten in den vergangenen fünf Tagen deutlich erhöht“.

Teheran geht hart gegen die Demonstrierenden vor. Irans geistlicher Führer Ayatollah Ali Chamenei kündigte vorgestern „Bestrafung“ für „Morde“ und Vandalismus während der Proteste an. Das Staatsfernsehen zitierte ihn mit den Worten, ausländische Mächte versuchten, „die Menschen auf die Straße zu bringen“ und „die Behörden zu erschöpfen“, was ihnen jedoch nicht gelungen sei.

afp

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