Italien holt rund 800 Migranten von Lampedusa

Rom – Inmitten einer innenpolitischen Kontroverse über Migranten sucht Italiens Zentralregierung eine Lösung für die Flüchtlingslage auf Lampedusa. Gestern Morgen legte das Quarantäneschiff „Azzurra“ auf der Insel vor Sizilien an, nachdem bereits gestern die von der Regierung gecharterte Fähre „Aurelia“ Flüchtlinge aus dem überfüllten Hotspot abgeholt hatte.
Nach Worten von Innenministerin Luciana Lamorgese sollen die beiden Schiffe rund 800 Migranten aufnehmen. Zugleich hielt Lamorgese Siziliens Regionalpräsident Nello Musumeci vor, mit einer Räumungsanordnung für Aufnahmezentren seine Kompetenzen zu überschreiten. Man habe rechtliche Schritte gegen die Verfügung eingeleitet.
Medienberichten zufolge nahm das zweite Quarantäneschiff der italienischen Regierung, die „Aurelia“, gestern in Lampedusa 273 Migranten an Bord. 60 Personen seien positiv auf das Coronavirus getestet worden, hieß es. Lamorgese sagte gestern Abend im italienischen Fernsehen, man habe bereits rund 4.000 Migranten aus der Region Sizilien in andere Teile Italiens gebracht.
Nachdem vorher serologische Tests ausgeführt worden seien, würden seit Anfang August sämtliche ankommenden Migranten mit Rachenabstrichen auf das Coronavirus getestet, sagte Lamorgese. Man denke bei der Flüchtlingskrise „vor allem an die Sicherheit der sizilianischen Bürger“, so die Ministerin. Besonders im Juli habe es „zahlreiche Ankünfte“ gegeben, vor allem aus Tunesien.
Laut jüngsten Zahlen des Innenministeriums in Rom erreichten seit Jahresbeginn mehr als 17.600 Migranten einen italienischen Hafen. Allein im Juli wurden knapp 7.070 registriert. Zu Anschuldigungen ihres rechtspopulistischen Amtsvorgängers Matteo Salvini, der sie als „Kriminelle“ bezeichnet hatte, sagte Lamorgese, Salvini überschreite damit „jedes erlaubte Maß“.
Der Lega-Politiker zeige mangelnden Respekt vor den staatlichen Institutionen, „vor allem für diese Behörde, in der er selbst einmal Minister war“, so die parteilose Lamorgese.
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