Ausland

Klinikmanagement: Arbeiten am Computer beanspruchen zu viel Zeit

  • Dienstag, 31. Januar 2017
Einen Großteil ihrer Zeit verbringen Ärzte am Computer. Quelle: Paul-Georg Meister, pixelio.de
Einen Großteil ihrer Zeit verbringen Ärzte am Computer. /Paul-Georg Meister, pixelio.de

Lausanne – Schweizer Internisten verbringen dreimal soviel Zeit mit ihrem Computer wie mit ihren Patienten. Damit widmen Fachärzte einen Großteil ihrer Zeit zwangsläufig Aktivitäten, die nur indirekt mit der Patientenversorgung zu tun haben. Dieses Ungleich­gewicht bringt eine Studie zutage, die heute im Annals of Internal Medicine publiziert wurde (2017; doi: 10.7326/M16-2238).

Wer heutzutage Arzt wird, der sollte sich auf viel Arbeit am Computer einstellen, vor allem in den Abendstunden nach 18 Uhr. Jede Stude, die die Schweizer Ärzte in direk­tem Kontakt mit ihrem Patienten verbrachten, standen etwa fünf Stunden andersartiger Tätigkeiten gegenüber. Dazu zählten beispielsweise das Ausfüllen der elektronischen Patientenakte (15,5 % Tagesschicht, 6,2 % Abendschicht), beratende Gespräche mit Kollegen (9,9 % in der Tages- und Abendschicht) oder administrative Tätigkeiten wie das Buchen eines Radiologietermins (4,6 versus 1,3 %).

Insgesamt beobachteten die Studienautoren 36 Internisten des Lehrkrankenhauses der Universität in Lausanne über einen Zeitraum von fast 700 Stunden. Eine Tagesschicht dauerte im Durchschnitt 11,6 Stunden, was 1,6 Stunden über der angesetzten Regelar­beits­zeit liegt. Die Daten sammelten die Autoren um Nathalie Wenger in Echtzeit über eine Tablet-App, die die Mediziner aber nicht selbst ausfüllten. Sieben Medizinstudenten folgten ihnen und hielten jeden Schritt fest, ob sie telefonierten, mit dem Kollegen oder aber mit dem Patienten im Gespräch waren.

Eine weitere Studie, die Ende 2016 in Annals of Internal Medicine publiziert wurde, hatte bereits gezeigt, dass ambulant tätige Ärzte die Hälfte ihrer Zeit mit der elektronischen Patientenakte verbringen. Unter den 57 Studienteilnehmern aus den USA befanden sich Hausärzte, Kardiologen, Orthopäden und Internisten. Einen ähnlichen Arbeitsalltag zeigen Studien aus Australien, den USA und Österreich. Die Zeit, die Ärzte für den direk­ten Patientenkontakt übrig hatten, lag zwischen neun und 22 Prozent.

Auch in Deutschland ist der Zeitaufwand für bürokratische Tätigkeiten ein bekanntes Problem. Auch das Deutsche Ärzteblatt berichtete bereits darüber, dass Klinikärzte rund 44 Prozent ihrer Arbeitszeit mit Dokumentationen und bürokratischen Aufgaben ver­bringen. Das entspricht vier Stunden pro Tag, die Ärzte mit ihren Patienten nicht zur Verfügung stehen.

gie

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