COVID-19: Weitere kleinere Studie findet Hinweise auf Wirkung von Hydroxy-Chloroquin

Wuhan − Nachdem französische Tropenmediziner in der letzten Woche über erfolgreiche Heilversuche mit dem Malariamittel Hydroxy-Chloroquin bei COVID-19-Patienten berichtet hatten, kommt jetzt eine randomisierte Studie aus China in medRxiv (2020; DOI: 10.1101/2020.03.22.20040758) ebenfalls zu positiven Ergebnissen. Die Arzneimittelbehörden halten einen breiten Einsatz für verfrüht und befürchten Engpässe bei zugelassenen Indikationen.
Ein Team um Didier Raoult von der Aix-Marseille Universität hatte Hydroxy-Chloroquin bei 20 Patienten eingesetzt, die leicht an COVID-19 erkrankt waren. Nach 10 Tagen waren 14 Patienten (70 %) virusfrei, darunter alle Patienten, die auch Azithromycin erhalten hatten. Die Studie hatte nur eine historische Vergleichsgruppe, was die Aussagekraft stark einschränkt.
Die neue Studie, die am Renmin Hospital in Wuhan durchgeführt wurde, hatte eine Vergleichsgruppe. Das Team um Zhan Zhang hatte 62 Patienten mit COVID-19 auf 2 Gruppen randomisiert. Die Hälfte der Patienten wurde zusätzlich zur normalen Versorgung mit Hydroxy-Chloroquin behandelt. Die andere Hälfte erhielt kein Hydroxy-Chloroquin. Die Studie hatte keinen Placeboarm, sie war nicht verblindet, was bei der Beurteilung leicht zu einer Schieflage führen kann.
Bei allen Patienten war es zu einer in der Computertomografie (CT) bestätigten Pneumonie gekommen. Die Sauerstoffsättigung lag bei über 93 %. Die Patienten waren im Mittel 47 Jahre alt und ohne Vorerkrankungen. Die Mediziner haben auch darauf geachtet, dass keine Augenschäden (Retinopathie), Arrhythmien (Schenkelblock) oder Leber- und Nierenschäden vorlagen, um Komplikationen von Hydroxy-Chloroquin aus dem Weg zu gehen.
Die Patienten wurden dann über 5 Tage mit Hydroxy-Chloroquin behandelt. Zu den Endpunkten gehörte eine klinische Besserung (normale Temperatur, Sistieren des Hustenreizes) und die Veränderungen im CT bei einer Kontrolluntersuchung am Tag 6 direkt nach dem Ende der Behandlung. Wie Zhang berichtet, erholten sich die mit Hydroxy-Chloroquin behandelten Patienten schneller von Fieber und Husten. Bei keinem kam es zu einer Verschlechterung, die bei 4 Patienten in der Kontrollgruppe zu verzeichnen war.
Die Patienten erholten sich auch schneller von der Pneumonie. Bei 25 von 31 Patienten (80,6 %) war in der 2. CT-Untersuchung eine Verbesserung zu erkennen gegenüber 17 von 31 Patienten (54,8 %) in der Kontrollgruppe.
Bei 2 Patienten kam es laut Zhang zu leichten Nebenwirkungen: Einer entwickelte einen Hautausschlag, der andere Kopfschmerzen.
Beide Studien wurden bei Patienten mit leichten Verlaufsformen durchgeführt. Damit käme Hydroxy-Chloroquin bei einer relativ großen Gruppe infrage. Die flächendeckende Behandlung könnte deshalb leicht zu Versorgungsengpässen bei anderen Erkrankungen führen.
Bei der Malaria wird das Mittel heute kaum noch eingesetzt, weil die meisten Erreger resistent sind. Bei bestimmten Autoimmunerkrankungen wie dem Lupus erythematodes ist Hydroxy-Chloroquin jedoch eine wichtige Basismedikation.
Die europäische Arzneimittel-Agentur ist deshalb besorgt, dass der Einsatz von Hydroxy-Chloroquin bei COVID-19 zu Versorgungsengpässen führen könnte. Aus Sicht der Arzneimittelbehörde (die aber die chinesische Studie noch nicht berücksichtigt hat) sollte Hydroxy-Chloroquin deshalb nicht eingesetzt werden, bevor eine Wirksamkeit zweifelsfrei belegt ist.
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