Hamburg: Ältere Kinder haben häufiger Antikörper gegen SARS-CoV-2

Hamburg – In der Hansestadt haben bereits 1 bis 2 % aller Kinder und Jugendlichen Antikörper gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2 im Blut. Dies zeigt eine Zwischenauswertung der Studie „C19.CHILD Hamburg“, die seit dem 11. Mai an allen Kinderkliniken der Stadt und am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) durchgeführt wird. Die Nasen-Rachen-Abstriche auf Virusgene sind bisher alle negativ ausgefallen.
Im Rahmen der Studie werden zur Zeit bei 6.000 gesunden und chronisch kranken Kindern und Jugendlichen im Alter von 0 bis 18 Jahren Virusnachweise in Nasen-Rachen-Abstrichen und Blutuntersuchungen auf Antikörper durchgeführt. Bis zum 5. Juni wurden 3.107 Abstriche entnommen. Virusgene wurden in keinem Fall nachgewiesen.
Unter den 2.436 Antikörpertests gab es 36 positive Ergebnisse. Dies ergibt eine Seroprävalenz von 1,48 %. Unter Berücksichtigung der Genauigkeit des Tests und der Größe der Studienkohorte geht das Team um Ania Muntau, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin am UKE, davon aus, dass in der Hansestadt etwa 1,2 bis 1,5 % der Einwohner im Alter von unter 18 Jahren Kontakt zum Virus hatten. Die Prävalenz liegt damit deutlich über den bestätigten Fällen, ist laut Muntau aber weit von einer Herdenimmunität entfernt.
Die Forscher gehen davon aus, dass die Studienteilnehmer die Hamburger Kinderbevölkerung gut abbilden. Die junge und mittlere Altersgruppe bis zu 10 Jahre sei in der Studie etwas stärker vertreten, die Altersgruppe 10 bis 18 Jahre etwas schwächer.
Auffällig war, dass die positiv getesteten Kinder im Schnitt älter als der Durchschnitt der Studienkohorte waren. In der Altersgruppe von 0 bis 9 Jahren betrug die Seroprävalenz 1 %, in der Altersgruppe von 10 bis 18 Jahren fiel der Antikörpertest bei 2 % positiv aus. Die Wahrscheinlichkeit auf einen positiven Antikörpertest stieg mit zunehmendem Alter, und zwar mit jedem Lebensjahr um 8 %.
Unter den Teilnehmern waren 964 Kinder und Jugendliche mit chronischen Vorerkrankungen, darunter 300 Kinder mit einer onkologisch-hämatologischen Erkrankung, 200 mit Erkrankungen des zentralen Nervensystems, 150 mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie 150 mit Nierenerkrankungen.
Erwartet wurde, dass Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen häufiger mit SARS-CoV-2 infiziert sind. Die Prävalenz betrug jedoch nur 1 %. Von den Kindern und Jugendlichen ohne Vorerkrankungen hatten 1,7 % Antikörper gegen SARS-CoV-2. Die Gründe sind unklar, sollen aber im weiteren Verlauf der Studie untersucht werden, heißt es in der Pressemitteilung.
Die positiv getesteten Kinder werden nun über einen Zeitraum von 6 Monaten nachbeobachtet. Bei den 36 positiv getesteten Kindern und Jugendlichen wurden die Untersuchungen auf 15 Geschwisterkinder und 91 erwachsene Personen aus dem gleichen Haushalt ausgeweitet, um mögliche Übertragungswege nachzuvollziehen.
Ebenso sollen im weiteren Studienverlauf die immunologischen und biochemischen Folgen der Interaktion des Virus mit dem kindlichen Immunsystem erforscht sowie Risikogruppen unter chronisch kranken Kindern identifiziert werden.
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