SARS-CoV-2: Schnelltest liefert Ergebnisse innerhalb von 16 Minuten

Bielefeld – Eine neue Variante der Polymerase-Kettenreaktion (PCR), die einzelne Virusgene vervielfältigt und deren Existenz dann mit einer Farbreaktion anzeigt, kann den Nachweis von SARS-CoV-2 in Abstrichen deutlich beschleunigen. Ein Ergebnis liegt laut einer Publikation in medRxiv (2020; DOI: 10.1101/2020.06.25.20137398) bereits nach 16 Minuten vor.
Bei der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) wird ein kurzer Abschnitt der DNA mit einem Enzym vervielfältigt. Dies geschieht mithilfe eines Enzyms, das eine Kopie des gesuchten Gens herstellt. Dazu wird die Probe aus dem Rachenabstrich kurz auf die „Betriebstemperatur“ des Enzyms erhöht und dann wieder abgekühlt. Durch die Abkühlung wird das Enzym gestoppt. Es beginnt bei einer erneuten Erwärmung von vorn. Mit jedem Zyklus verdoppelt sich die Zahl der Genkopien, bis genügend Genmaterial vorhanden ist, um mit einer Fluoreszenzreaktion ein Farbsignal auszulösen.
Der Kern der PCR-Geräte ist ein Thermocycler, der die Reagenzien abwechselnd erwärmt und abkühlt. Dies ist eine relativ zeitaufwendige Angelegenheit, die dazu führt, dass die Ergebnisse nach frühestens 2 Stunden vorliegen.
Die Firma Molecular Biology Systems B.V. aus Goes in den Niederlanden hat einen Thermocycler (NEXTGENPCR) entwickelt, der die Dauer der Zyklen deutlich verkürzt. Ein Ergebnis liegt nach Angaben des Herstellers bereits nach 16 Minuten vor. Außerdem können mehrere Proben gleichzeitig untersucht werden. Stündlich können 570 Tests durchgeführt werden. Die Methode ist nach Angaben des Herstellers zudem günstiger als die herkömmlichen Tests.
Ein Team um Christian Kaltschmidt von der Universität Bielefeld hat den neuen Thermocycler mit den derzeit eingesetzten Geräten verglichen. Die Ergebnisse herkömmlicher PCR-Tests konnten in allen Fällen reproduziert werden – nur in deutlich kürzerer Zeit und mit weniger Aufwand, wie der Biologe betont.
Der Hersteller hofft, dass das Gerät demnächst in staatlichen und privaten Testlabors eingesetzt werden kann. Kaltschmidt sieht viele Vorteile in dem neuen Verfahren. Der Test könnte vor allem dort zum Einsatz kommen, wo schnelle Ergebnisse gefragt sind. So könnten beispielsweise Reisende auf Kreuzfahrtschiffen oder am Flughafen vor Beginn der Reise getestet werden.
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