Politik

Bayern will längere Höchstarbeitszeit

  • Mittwoch, 30. November 2022

München – Die bayerische Arbeitsministerin Ulrike Scharf will die maximale Arbeitszeit pro Tag ausweiten. Bei der Arbeits- und Sozialministerkonferenz im Saarland werde sich Bayern für eine entsprechende Flexi­bilisierung des Arbeitszeitgesetzes einsetzen, kündigte sie heute an.

„Ein erster wichtiger Schritt ist es, für einzelne Arbeitstage in der Woche auf freiwilliger Basis und unter Be­ach­tung des Arbeitnehmerschutzes Arbeitszeiten von mehr als zehn Stunden zu ermöglichen.“ Zuvor hatte die Rhei­nische Post berichtet.

Mit dem Vorstoß will Scharf den Fachkräftemangel bekämpfen. „Wir brauchen mehr Flexibilität, um Familie mit Beruf vereinbaren zu können – das steigert auch die Beschäftigungsquote.“ Dafür müssten die Arbeitszeit­gesetze an die Lebenswelten der Menschen angepasst werden.

Während aus der Wirtschaft Beifall kam, kritisierten Gewerkschaften den Plan: „Die Vorschläge führen nur zu noch mehr Leistungsdruck, zu noch mehr Hamsterrad, aber zu keiner einzigen neuen Fachkraft“, sagte der Vor­sitzende des DGB Bayern, Bernhard Stiedl. Die Beschäftigten wünschten sich mehr Flexibilität, aber keine Expe­rimente beim Arbeitszeitgesetz, betonte er.

„Überlange Arbeitszeiten und zu geringe Ruhezeiten sind ein Gesundheitsrisiko.“ Um die Beschäftigungs­chancen von Frauen zu verbessern brauche es qualitativ hochwertige Betreuungsmöglichkeiten und dabei habe „das „Familienland Bayern“ noch viel Luft nach oben.

Auch der Bezirksleiter der IG Metall in Bayern, Johann Horn, äußerte sich kritisch: „Eine Ausweitung der täglichen Höchstarbeitszeit würde Tür und Tor für die Ausbeutung von Beschäftigten öffnen“, sagte er. „Die Folge wäre Arbeit ohne Ende und ohne Grenzen.“

Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Bayern begrüßte die Pläne dagegen. „Nicht nur Betriebe brauchen mehr Flexibilität, auch die Mitarbeiter fordern hier mehr Spielraum in der Gestaltung ihrer Arbeitszeit“, sagte Landesgeschäftsführer Thomas Geppert.

Von heute an beraten die Arbeits- und Sozialminister der Länder in Perl im Saarland. Seit Jahren gibt es immer wieder Forderungen von Unternehmen, aber auch Parteien wie der FDP, das Arbeitszeitgesetz zu lockern. Bis­her sind täglich maximal zehn Stunden Arbeitszeit erlaubt.

dpa

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