Bundestag lehnt Unionsanträge zu Long COVID ab

Berlin – Der Bundestag hat gestern am späten Abend Anträge der Unionsfraktion zu einer Forschungsstrategie gegen Long COVID sowie zu Hilfen für Patienten mit Myalgischer Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) abgewiesen. Die Anträge wurden von den Koalitionsfraktionen abgelehnt.
Stephan Seiter (FDP), Obmann im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, betonte, man habe in den zuständigen Ausschüssen viel zu der wichtigen Thematik diskutiert. Dabei habe sich zwar gezeigt, dass es viele Gemeinsamkeiten bezüglich der Einschätzung der Situation und möglicher Maßnahmen gebe, allerdings sei etliches aus den Unionsanträgen schon auf den Weg gebracht worden.
Dem widersprachen Unionspolitiker im Rahmen der Debatte. Die von Long COVID oder ME/CFS Betroffenen würden Hilfe erwarten, sagte Stephan Albani (CDU). Nach wie vor bestünden allerdings nach einer entsprechenden Diagnose kaum Behandlungsoptionen. Es sei „noch nicht viel auf den Weg“ gebracht worden. Notwendig sei ein „erheblicher Ausbau der Forschung“ sowie eine Verbesserung der Versorgungsstrukturen.
ME/CFS werde „zu selten und zu spät“ diagnostiziert, deshalb sei es gut, wenn dem Thema mehr Aufmerksamkeit gewidmet werde, sagte Ruppert Stüwe (SPD). Die Regierungskoalition habe aber bereits umgesteuert. Stüwe verwies auf entsprechende Fördersummen in Millionenhöhe, die man sowohl für gesamteuropäische als auch nationale Forschungsprojekte bereit stelle. Zudem habe man auch einen „Prozess angestoßen“, um die Rahmenbedingungen für klinische Studien zu Long COVID und ME/CFS zu verbessern.
Die Unionsfraktion hatte in ihrem ersten Antrag (20/5983) eine langfristig und breit angelegte Forschungsstrategie gegen Long COVID gefordert. Die entsprechende Forschng müsse durch die Projektförderung des Bundes erheblich ausgebaut werden – Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung müssten schnellstmöglich bei den Betroffenen ankommen.
Des Weiteren forderte die CDU/CSU-Fraktion (20/4886) Hilfe für ME/CFS-Patienten und deren Angehörige. Die Versorgungslage der betroffenen Menschen und ihrer Angehörigen sei von Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit geprägt.
Gefordert wurde konkret, den Aufbau der im Koalitionsvertrag genannten Kompetenzzentren und interdisziplinären Ambulanzen für ME/CFS unverzüglich finanziell und strukturell zu fördern. Auch sollte Betroffenen der Zugang zu Gesundheits- und Sozialsystemen erleichtert werden. Zudem müssten Rehabilitationsangebote für Angehörige gefördert werden.
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