Politik

Die Hälfte der Krankenhäuser konnte 2020 Stellen im OP-Dienst nicht besetzen

  • Montag, 11. Januar 2021
/picture alliance, Robert Michael
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Düsseldorf – Die Hälfte der deutschen Krankenhäuser hatte Mitte des vergangenen Jahres Probleme, offene Stellen beim nicht-ärztlichen Personal im Operationsdienst zu besetzen. Gegenüber dem Jahr 2011 war das eine Steigerung um sechs Prozentpunkte. Beim nicht-ärztlichen Personal im Anästhesie­dienst konnten 46 Prozent der Krankenhäuser offene Stellen nicht besetzen – eine Steigerung seit 2011 um 18 Prozent.

Das geht aus dem heute veröffentlichten Krankenhaus Barometer 2020 des Deutschen Krankenhaus­insituts (DKI) hervor, an dem sich zwischen Ende Juni und Ende August des vergangenen Jahres 438 Akutkrankenhäuser mit mehr als 100 Betten beteiligt haben. Die Ergebnisse beziehen sich auf die 92 Prozent der teilnehmenden Krankenhäuser, die über Operationssäle verfügen.

Im Mittel konnten die Krankenhäuser, die über Stellenbesetzungsprobleme verfügten, 3,6 Vollzeitstellen im Operationsdienst nicht besetzen. Hochgerechnet auf alle deutschen Krankenhäuser wären damit 1.800 Vollzeitstellen im nicht-ärztlichen OP-Dienst unbesetzt. Für das nicht-ärztliche Personal in der Anästhesie lag der Durchschnittswert bei 2,6 offenen Vollzeitstellen. Das entsprächen bundesweit etwa 1.200 unbesetzten Stellen.

Rückgang vor allem bei Hüft-TEPs

Infolge der ersten Welle der COVID-Pandemie ging die Zahl der operativen Eingriffe in den teilneh­menden Krankenhäusern zwischen Mitte März und Anfang Mai im Durchschnitt um 41 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Die Zahl der ambulanten Eingriffe in den Krankenhäusern verringerte sich in diesem Zeitraum um 58 Prozent. Bei einem Viertel der Krankenhäuser gingen die ambulanten Fälle mit operativen Eingriffen um 80 Prozent zurück.

Der Rückgang der Operationen betraf vor allem die Implantation einer Endoprothese am Hüftgelenk sowie arthroskopische Operationen am Gelenkknorpel und an den Menisken. Rund 70 Prozent der Kliniken, die entsprechende Eingriffe vornehmen, berichteten von einem häufigen oder einem sehr häufigen Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Zugang zur Lendenwirbelsäule, zum Os sacrum und zum Os coccygis sowie andere Operationen an der Wirbelsäule wurden in je circa 40 Prozent der Kliniken manchmal, häufig oder sehr häufig ausgesetzt.

Weniger als 80 Prozent Auslastung

Zum Zeitpunkt der Befragung hatte ein Viertel der Krankenhäuser 90 bis 100 Prozent sowie ein weiteres Drittel 80 bis 89 Prozent ihrer normalen OP-Auslastung des Vorjahreszeitraums wieder erreicht. Knapp die Hälfte der Häuser blieb jedoch unter 80 Prozent. Bei diesen Krankenhäusern handelte es sich dem DKI zufolge vor allem um Kliniken in ländlichen Regionen.

Zwei von drei Krankenhäusern gaben dabei an, dass die Patienten aus Sorge vor Ansteckung mit dem COVID-19-Erreger weiterhin auf elektive Operationen verzichteten. Auch hier waren vor allem Kliniken in dünn besiedelten Kreisen betroffen.

Probleme aufgrund von fehlenden Schutzmaterialien traten hingegen selten auf. Der Großteil der Häuser bewertete dies als gar nicht zutreffend.

44 Prozent schrieben 2019 ein Defizit

In der Umfrage wurden die Krankenhäuser auch nach ihrem wirtschaftlichen Abschluss im Jahr 2019 gefragt. 44 Prozent der teilnehmenden Krankenhäuser schrieben im Jahr 2019 demnach Verluste, zehn Prozent hatten ein ausgeglichenes Jahresergebnis und 46 Prozent verzeichneten Gewinne. Dabei hat sich die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. Denn 2018 hatten noch 51 Prozent der Krankenhäuser einen Überschuss verzeichnet sowie 40 Prozent ein Defizit.

2019 wiesen dabei insbesondere Krankenhäuser mit mehr als 599 Betten ein Defizit auf (54 Prozent). Und lediglich 38 Prozent dieser Häuser verzeichneten einen Überschuss. Krankenhäuser der mittleren Bettengrößenklasse ging es wirtschaftlich am besten.

Das Krankenhaus Barometer wird im Auftrag der Träger des DKI erstellt: der Deutschen Krankenhaus­gesellschaft (DKG), dem Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) und dem Verband der leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK).

fos

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