Disease Management Programm Adipositas rückt näher

Berlin – Auf dem Weg zu einem Disease Management Programm (DMP) Adipositas ist der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) einen Schritt weiter gekommen. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hatte im Auftrag des G-BA die medizinischen Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung von Adipositas sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche recherchiert und bewertet – und die Arbeitsergebnisse aktuell in zwei Abschlussberichten veröffentlicht. Auf Basis dieser Berichte wird der G-BA nun die detaillierten Anforderungen an ein strukturiertes Behandlungsprogramm beraten.
Als wissenschaftliche Grundlage für die Entwicklung eines neuen „DMP Adipositas“ hatte das IQWiG alle infrage kommenden nationalen und internationalen medizinischen Leitlinien gesichtet. Bei den Erwachsenen erwiesen sich 25 Leitlinien, bei Kindern und Jugendlichen sechs Leitlinien als für die Fragestellung relevant.
Anschließend analysierte das Institut sämtliche in den eingeschlossenen Leitlinien enthaltenen Behandlungsempfehlungen und ordnete sich den Versorgungsaspekten zu, die in den Richtlinienvorgaben des G-BA zu DMPs beschrieben werden.
Dazu zählen Diagnostik, Therapieziele, allgemeine Grundsätze der Therapie, therapeutische Maßnahmen, Kooperation der Versorgungssektoren, Langzeitbetreuung und Schulungen. Danach bewertete das Institut die identifizierten und zugeordneten Empfehlungen in Hinblick auf ihre DMP-Relevanz.
Ergebnis: Sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche konnte das Projektteam zu (fast) allen Versorgungsaspekten potenziell DMP-relevante Inhalte identifizieren. Einzig zu den Aspekten „Therapieziele“, „digitale medizinische Anwendungen“ und „Schulungen“ fanden sich für die Behandlung adipöser Kinder und Jugendlicher keine relevanten Empfehlungen in den eingeschlossenen Leitlinien.
„Wie erhofft gibt es wissenschaftlich belastbare Leitlinienempfehlungen zur Diagnostik einer Adipositas, zur Abgrenzung der Schweregrade und der Behandlung: sowohl für Kinder und Jugendliche, als auch für Erwachsene“, sagte Karin Maag, unparteiisches Mitglied des G-BA und Vorsitzende des beschlussvorbereitenden Unterausschusses.
Eine der großen Herausforderungen für die weiteren Beratungen sei nun, den genauen Kreis der Versicherten zu definieren, die von einem DMP profitieren würden.„Die Berichte des IQWiG zeigen, dass ein reines Abstellen auf den Body-Mass-Index zu kurz greifen würde“, erklärte Maag.
Bis sich gesetzlich Versicherte in ein DMP Adipositas einschreiben können, sind allerdings noch weitere Schritte notwendig. Zunächst muss der G-BA die konkreten DMP-Anforderungen beschließen, danach prüft die Rechtsaufsicht – das Bundesministerium für Gesundheit – ob der Beschluss rechtskonform ist.
Ist dies der Fall, wird der Beschluss im Bundesanzeiger veröffentlicht und tritt in Kraft. Dann gilt es noch für Krankenkassen und ambulante und stationäre Einrichtunge
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