GKV-Versicherte: Zufrieden, aber wenig Informationen über digitale Angebote

Berlin – Versicherte der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zeigen sich sehr zufrieden mit ihren Krankenkassen, wissen aber oft nicht über das jeweilige Angebot Bescheid. Aus einer repräsentativen Umfrage des BKK Dachverbandes unter 5.000 Versicherten aus allen Kassenarten sind besonders Menschen ab 45 Jahren sehr zufrieden mit ihrer Krankenkasse, Menschen zwischen 18 und 44 Jahren äußern sich etwas skeptischer.
Besonders von Angeboten wie medizinische Informationen, Erinnerungsservice für Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen sowie auch die Unterstützung bei Behandlungsfehlern wissen viele Versicherte nicht. Wenn Versicherte diese Angebote kennen, dann zeigten sich darüber nur zwischen 31 und 37 Prozent der Befragten zufrieden.
Auch bei der Auswahl und dem Umgang mit digitalen Apps fühlen sich Versicherte wenig von der Krankenkasse unterstützt: So geben 35 Prozent an, Online-Coachingangebote nicht zu kennen, 36 Prozent erklärten, ihre Krankenkasse informiere sie stark über digitale Unterstützungsangebote. Bei der Auswahl sowie dem Umgang von digitalen Gesundheitsapps sind Versicherte auch zum größten Teil unsicher: So wissen 20 Prozent nichts von solchen Angeboten, nur 14 Prozent fühlen sich unterstützt.
Gleichzeitig, so berichtet es der BKK Dachverband in diesem Kundenreport, zeigen sich mehr als die Hälfte der Befragten offen für Angebote dieser Art seitens der Krankenkassen: So geben 55 Prozent an, dass sie sich abgestimmt auf ihre eigene Gesundheitssituation „künftig Informationen zu Leistungen und Angeboten“ von ihren Kassen wünschen.
Laut der Umfrage vertrauen 76 Prozent darauf, dass Krankenkassen mit den Vorschriften des Datenschutzes korrekt umgehen und daher könnten sich 54 Prozent auch vorstellen, dass die Krankenversicherung ihre gespeicherten Daten intensiver nutzen, sofern sie „im Anschluss auch individueller und bedarfsgerechter versorgt werden“.
Auch bei der Kommunikation mit der Krankenkasse setzen viele Versicherte gerade bei einfachen Fällen wie der Aktualisierung der persönlichen Daten eher auf eine digitale Kommunikation: So wollen 73 Prozent der Befragten über verschiedene digitale Kommunikationswege (App, Messengerdienste, E-Mail oder Kontaktformulare) kommunizieren. Auch die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung wollen 61 Prozent lieber digital der Kasse zukommen lassen.
Den Postweg sehen 34 Prozent für sich als wichtig, 18 Prozent kommen für die Abgabe der AU-Bescheinigung offenbar persönlich in die Filialen der Kassen. Beim Thema „umfassende Beratung“ setzen 50 Prozent der Befragten auf den telefonischen Kontakt, 39 Prozent gehen in die Filiale dafür, 37 geben an, dazu lieber digital kommunizieren zu wollen.
„Ziel der Umfrage war es, ein repräsentatives Meinungsbild zur Qualität von Krankenkassen aus Sicht der Versicherten zu erhalten“, erklärte Franz Knieps, Vorstand des BKK-Dachverbandes, bei der virtuellen Vorstellung der Umfrage im BKK Kundenreport. Der Verband wolle damit „einen Beitrag zu mehr Versichertenorientierung und einer echten Qualitäts- und Transparenzdebatte“ in der GKV leisten.
Auch auf die Bewertungen von jüngeren Menschen, die nicht in der Größenordnung zufrieden sind, wie ältere, müssten die Kassen Rücksicht nehmen. Auch forderte Knieps von den Krankenkassen mehr „Kreativität“ bei der Versorgungsgestaltung, gerade bei den Hinweisen auf weitere Angebote und Unterstützungen. Der derzeit wahrgenommenen Rolle als Finanzierer des Systems tritt Knieps entschieden entgegen: Wir sollen vom Payer zum Player, zum Gestalter, zum Unterstützer der Versicherten werden.“
Der Qualitätswettbewerb sollte unter Krankenkassen dabei nicht über die Beitragssatzpunkte gehen. „Für die Versicherten zählt die Sicherheit, im Krankheitsfall von einer starken Gemeinschaft aufgefangen zu werden. Kassenvergleiche, die den Beitragssatz in den Mittelpunkt stellen, gehen an den eigentlichen Bedürfnissen der Versicherten vorbei und bieten keinen Mehrwert für die Wahl einer Krankenkasse“, erklärte Gertrud Demmler, Vorstandsmitglied der Siemens-Betriebskrankenkasse (SBK), die als Mitherausgeberin am BKK Kundenreport beteiligt war.
Wichtiger aus ihrer Sicht sind Servicequalität, verständliche Kommunikation und Beratung auf Augenhöhe. Für den Wettbewerb unter den Krankenkassen müssten die Erfahrungen und Erwartungen von Versicherten noch besser betrachtet werden, forderte sie.
Auch Mathias Schrappe, ehemaliges Mitglied im Sachverständigenrat Gesundheit, forderte, dass die Erfahrung von Versicherten, aber auch Patientinnen und Patienten in die medizinische Versorgung und die Bewertung von Qualität einfließen müsse.
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