Große Herausforderungen für gesetzliche Krankenversicherung stehen noch bevor

Berlin – Die Finanzen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) müssen nicht nur kurzfristig, sondern insbesondere auch mittel- bis langfristig nachhaltig gesichert werden. Darauf hat kürzlich das Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte hingewiesen.
Dem Kassensystem stünden die wirklich großen Herausforderungen mit dem demografischen Wandel und dem sich aktuell sehr dynamisch entwickelnden medizinisch-technischen Fortschritt erst noch bevor, warnte Deloitte. Die Finanzexperten des Unternehmens hatten das kürzlich vom Schätzerkreis bekannt gegebene Plus für 2025 beim GKV-Zusatzbeitrag von 0,8 Prozent korrekt prognostiziert.
Um die mögliche Langfristentwicklung innerhalb der GKV analysieren zu können, haben die Experten ein entsprechendes Modell entwickelt und damit sowohl die Einnahmen- als auch die Ausgabenseite der GKV bis in das Jahr 2050 projiziert. Dabei wurden unter anderem altersspezifische Gesundheitsausgaben, Projektionen für die Entwicklung medizinisch-technischer Innovationen und makroökonomische Daten berücksichtigt.
Demnach droht die Unterdeckung deutlich größer zu werden – während die Einnahmen laut der Prognose bis 2050 um durchschnittlich drei Prozent pro Jahr wachsen, könnten die Ausgaben um 4,5 Prozent oder mehr zunehmen. Rein rechnerisch liefe dies auf immense Beitragssatzsteigerungen (plus 8-13 Prozentpunkte) und / oder gewaltige Steuerzuschüsse hinaus.
Einer der Hauptfaktoren dafür sei der demografische Wandel, welcher sowohl auf der Einnahmen- wie auch der Ausgabenseite eine Herausforderung darstelle. Zusätzlich werde der Einfluss von Innovationen – wie etwa Zell- und Gentherapien für personalisierte Behandlungen – auf Ausgabensteigerungen laut der Projektion perspektivisch weiter steigen. Diese Kombination stelle die Schlüsselherausforderung der kommenden Jahre dar.
Insbesondere die Phase von 2035 bis 2050 werde aufgrund des zu erwartenden Anstiegs hochaltriger Menschen (über 80 Jahre) von einer Ausgabenproblematik gekennzeichnet sein, heißt es in der Analyse.
Als Gegenmaßnahmen werden eine Verbesserung der Einnahmenseite – verwiesen wird beispielhaft auf eine Anpassung der Beitragsbemessungsgrenze sowie die Ausweitung der Definition beitragspflichtiger Einkünfte – und Regelungen zur Eingrenzung der Ausgabendynamik empfohlen.
„Entsprechende Reformen werden aller Voraussicht nach Auswirkungen auf eine Vielzahl an Stakeholdern mit sich bringen, sei es durch Ausgabenkürzungen oder strukturelle Reformen des Gesundheitssystems“, so die Experten.
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