Investoren-MVZ tragen wenig zur flächendeckenden Versorgung bei

Berlin – Der Anteil investorengetragener Medizinischer Versorgungszentren (iMVZ) in der Zahnmedizin steigt. Zwei von der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) beauftragte Gutachten zeigen nun, dass dies die zahnmedizinische Versorgung in Deutschland negativ beeinflusst.
Sowohl das versorgungspolitische Gutachten des IGES-Institutes als auch das Rechtsgutachten der Freien Universität Berlin kommen demnach zudem zu dem Schluss, dass politischer Handlungsbedarf besteht.
„Die Gutachten zeigen klar und nachvollziehbar, dass die von iMVZ ausgehenden Gefahren für die vertragszahnärztliche Versorgung trotz der Regelung im Terminservice- und Versorgungsgesetz fortbestehen“, warnte KZBV-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Eßer.
Das 2019 beschlossene Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) sieht unter anderem eine gestaffelte Beschränkung der Gründungsbefugnis von Krankenhäusern für zahnärztliche MVZ vor. Inzwischen sei jedoch rund jedes zahnärztliche MVZ ein iMVZ.
Das Problem: iMVZ sind laut Gutachten nur selten in strukturschwachen und ländlichen Regionen angesiedelt und tragen dementsprechend wenig zu Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung bei.
Stattdessen zeigen die Gutachten, dass iMVZ sich vornehmlich in Großstädten und Ballungsräumen ansiedeln, also an Orten mit einer überdurchschnittlich einkommensstarken, jüngeren Bevölkerungsstruktur.
„iMVZ beteiligen sich auch nicht nennenswert an der Versorgung vulnerabler Gruppen, insbesondere von pflegebedürftigen Menschen und Kindern“, kritisierte Eßer. Vielmehr hätten die Gutachten bestätigt, dass in iMVZ zahnmedizinische Entscheidungen von Kapitalinteressen überlagert werden.
Vor diesem Hintergrund forderte Eßer eine passgenaue Weiterentwicklung der mit dem TSVG eingeführten Regelung. Er schlug vor, die Konzentration von iMVZ in urbanen Regionen zu beschränken sowie Eigentümer- und Beteiligungsstrukturen der iMVZ transparenter zu machen.
„Hierfür benötigen wir dringend entsprechende Rechtsgrundlagen“, so der KZBV-Chef. Ein ‚Weiter so‘ auf dem Weg zu mehr Vergewerblichung und Industrialisierung dürfe es nicht geben.
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